19990512.00 Die Frage der Ethik, worin die wertvolle, die Gute Handlung bestehe, setzt natuerlich die Antwort auf eine andere Frage voraus, die Frage naemlich um die Freiheit des Willens. Besitzt der Mensch die Freiheit nach Gutduenken zu handeln, dann wird ihn die Ethik fuer seine Handlung verantwortlich machen wollen. Ist dies aber nicht der Fall, sind des Menschen Handlungen durch Ursachen bestimmt, welche nicht in seiner Macht sind, ja dann faellt die Verantwortung aus, oder ist jedenfalls eine ganz andere als die welche bestuende, wenn er tatsaechlich Herr seiner Handlungen waere. Ich habe den Eindruck dasz alle Schriftsteller, oder jedenfalls fast alle, die heutzutage ueber die Ethik schreiben, Freiheit des Willens als nicht diskutierbare Selbstverstaendlichkeit voraussetzen; und diese Voraussetzung scheint mir Beweis fuer die Seichtigkeit und Stumpfheit ihrer Vertreter. Alle Ethik welche es unterlaeszt von der Freiheit des Willens Rechenschaft abzulegen ist schwer verdaechtig. ================ Es kann jedoch kein Zweifel bestehen, dasz Denken, Vorhaben, Absicht mit der Handlung in Verbindung steht; wobei es wesentlich unsicher ist, ob Absicht die Ursache der Handlung ist, oder ob Absicht und die Handlung die ihr folgt dieselbe oder gar zwei verschiedene doch verwandte Ursachen haben. Entscheidend ist, dasz die Ueberlegung, welche ja auch eine Art Handlung ist, die weitere Handlung zu beeinfluszen vermag, ob mittelbar oder unmittelbar, oder wie unmittelbar, bleibe dahingestellt. Dementsprechend ist es durchaus sinnvoll die Beschreibung, Erlaeuterung, Rationalisierung als Aequivalent der Handlung anzunehmen, und dementsprechend Ethik zu entwerfen als stuende jede Handlung unter den Vorsaetzen der Absicht, selbst wenn weder Absicht noch Handlung einem freien Willen entflieszen. * * * * *

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