19990514.02
Das Erleben des Menschen laeszt sich in keine Begriffe
fassen, und der Versuch dies dennoch zu tun, der Versuch ueber
das Erleben des Menschen auszusagen fuehrt zum Widerspruch oder
zu Widerspruechen. Diese Widersprueche finden dann Ausdruck auf
verschiedene Art. Am einfachsten und primitivsten drueckt
Widerspruch sich aus in raetselhafter Sprache wie etwa in den
Urworten welche am Anfang unserer philosophischen Ueberlieferung
stehen. Dann im tatsaechlichen Widersprechen verschiedener
Stimmen, im platonischen Dialog und in der Dialektik welche das
abendlaendische Denken bis zum heutigen Tage begleitet. Die
aristotelische Aporetik bewirkt aehnliches, indem sie von jedem
entgueltigen Beschlusz Abstand nimmt, und somit der
Unbestimmtheit welche der Widerspruch erfordert den noetigen Raum
laeszt. Gedankenversuche welche in festen Saetzen gueltiges ueber
unser Erleben meinen aussprechen zu vermoegen, koennen schon
durch diese Tatsache als unheilbar, unverbesserlich,
unabaenderlich verfehlt erkannt werden.
Aus dem Vorangehenden ergibt sich, dasz jede ausdrueckliche
explicit Beschreibung oder Erklaerung des Erlebens versagen musz
in dem Sinne, dasz sie in Dunkelheit oder Widerspruch ausartet.
Wenn dergleichen Versuche das Erleben zu schildern dennoch
sinnvoll sind, so ist dies der Fall, weil der Widerspruch
Gelegenheit zu Verstehen bietet welches jenseits oder oberhalb
der sogenannten Tatsachen fungiert. Mit anderen Worten, wir
vermoegen nicht das Erleben begrifflich unmittelbar mitzuteilen,
doch mittelbar ist dergleichen Mitteilung moeglich insofern als
es moeglich ist, trotz ausfallender Darstellung, das was den
Widerspruch veranlaszte aus zu entnehmen. vernehmen,
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