19990520.02 Die Problematik der erkenntnistheorie hat sich im Laufe der Jahrhunderte, entsprechend der Verdichtung der Gesellschaft und der Proliferation des vermeintlichen Wissens, verwandelt. Sokrates war es zufrieden jegliches Wissen abzuleugnen und sich ironischer und widerspruechlicher Weise auf sein Nichtwissen zu berufen und zu stuetzen. Descartes, der in einer weit viefaeltigeren Wissenwelt lebte, tat aehnliches, indem er, nachdem er sein Selbstbewusztsein auf radikalsten Zweifel begruendet hatte, sich auf einen ihn nicht taeuschend wollenden Gott die Gueltigkeit des mannigfaltigen Wissen zu verbuergen verliesz. Die neuzeitliche Aufgabe ist unterschieden darin, dasz es gilt nicht die Wirklichkeit des Ichs zu bestaetigen, sondern sich durchzuringen zu einem Verstaendnis der Wissensfuelle, des Uebermaszes an Theorie und Tatsachen m,it denen die so zahlreiche und so dicht verwobene Gesellschaft durch unerhoert effizienter Verstaendingungs und Mitteilungseinrichten das einzelne Gemuet uebetrschuettet. Die Untersuchung wird also darauf gerichtet sein, das scheinbar monolithische Wissen durch ein Verstaendnis seiner Entstehungs und Entwicklungsgeschichte von dem vermeintlich unbedingt wahren in die Annaeherung, die Approximation die es tatsaechlich ist, aufzuloesen. Die zersetzten Bestandteile (the analyzed components) des Wissens moegen dann in Hinsicht auf ihre theoretische und praktische Wirksamkeit neu bewertet werden. (reevaluated with a view to their theoretical and practical implications.) * * * * *

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