19990722.00
Ich vermute eine Beziehung zwischen der vom christlichen
Glauben hervorgerufene seelische Verfassung und dem christlichen
Gebot unbedingter Naechstenliebe. Es scheint mir naemlich, dasz
die Feindseligkeit dem Menschen eine eingewurzelte Notwendigkeit
ist, welche dazu dient seine Persoenlichkeit zu identifizieren
und von dem zersetzenden Einflusz der Gesellschaft und der
Gesellschaftlichkeit zu bewahren. Feindseligkeit ist die
Abschottung der eigenen Gefuehle und Gedanken gegen andere.
Insofern nun Christ sein die Verinnerlichung des Menschen
bewirkt, enthebt ihn sein Glaube der Notwendigkeit einer solchen
Abschottung. Der verinnerlichte, der glaeubige Mensch fuehlt
sich von den Angriffen, von der Konkurrenz, seiner Mitmenschen
ungefaehrdet. Indem die Sicherheit im Glauben Furchtlosigkeit
vor dem anderen Menschen, und vor der Gesamtheit der Menschen
bewirkt, ermoeglicht sie die gebotene Naechstenliebe.
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