19991012.00
Ich habe in den Bekenntnissen des Heiligen Augustin gelesen
und bin verbluefft ueber die Schrankenlosigkeit der Darstellung
der behaupteten Beziehung zu Gott; und diese dann in so
ungezuegelter, schamloser, unverschaemter Unzucht zur Schau zu
stellen. Diese vermeintlich an Gott gerichteten Bekenntnisse
haetten nie veroeffentlich werden duerfen; Denkbar, dasz es ihrem
Verfasser ein Beduerfnis, vielleicht sogar eine Notwendigkeit
war, seine auf die Gottheit gerichteten Gedanken und Gefuehle zum
Ausdruck, zu einer woertlichen Klarheit zu bringen. Hinterher
haette er sie vergraben, haette er sie zerstoeren muessen. Aber
sie in dieser Weise, exhibitionistisch zur schau zu stellen,
sollte verboten sein, und ist tatsaechlich verboten. Wie klug,
wie gediegen erscheint nicht in diesem Zusammenhang (context) das
hebraeische Verbot den Namen Gottes ueberhaupt nur zu nennen.
Der so unverkenntliches religioese Exhibitionismus von
Augustins Darlegungen legt einen Vergleich mit dem gemeineren
geschlechtlichen, sexuellen Exhibitionismus nahe. Dieser ist ja
auch der Ausdruck eines Beduerfnisses, das was persoenlich und
privat ist und bleiben sollte, der Allgemeinheit preiszugeben,
durch den Widerhall von der Oeffentlichkeit zu bestaetigen und zu
verstaerken.
Diese Bekenntnisse muessen dann auch im Lichte, - oder im
Schatten - der beruflichen kirchlichen Anstellung ihres
Verfassers gelesen werden. Denn die Bekenntnisse wurden
kieneswegs anonym veroeffentlicht. In dem Masze in welchem
Augustin ein Kirchenbeamter, und als solcher eine oeffentliche
Person darstellte, werden sie dazu gedient haben seine
oeffentliche Stellung zu erklaeren und zu bestaetigen.
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Es ist als ob Augustinus von der Vorstellung Gottes
betrunken waere. Dieser Gott der in allem lebt, der alles
durchwebt, was ist das anders als Pantheismus?
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Drei Tatsachen sind unleugbar: dasz der Mensch ohne
Gottesvorstellung nicht auszukommen vermag; dasz das Beduerfnis
des Menschen zu Gott der Schwaeche und Unvollkommenheit des
Menschen entspricht; dasz aber objektiv Gott unauffindbar ist.
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Zusammenhang ist eine Illusion welche unser Gedaechtnis,
bezw. unser Gemuet dem was wir betrachten und bedenken aufzwingt.
Wenn ich schreibe, einen Roman zum Beispiel, so sollte mich ein
aeuszerer, objektiver Zusammenhang wenig bekuemmern, wo ein
innerer subjektiver Zusammenhang vom erfindenden Gemuet gegeben
wird, ja wo das erfindende Gemuet ein solcher Zusammenhang ist.
Der objektive Zusammenhang wird sich hernach, wo ein
urspruenglicher Zusammenhang im erfindenden Gemuet besteht,
leicht genug ermitteln lassen.
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