20000505.00
Wiederum aber ist es eine unvermeidbare Notwendigkeit Gott
zu leugnen; denn Gott bekennen, an ihn glauben, heiszt sich der
Begrenzung menschlichen Daseins gewahr zu sein. Jedenfalls in
Bezug auf das Wissen ist dieses Bewusztsein im tiefsten Sinne
laehmend, denn das Wissen verlangt und behauptet seinem Wesen
entsprechend, unbegrenzt und erschoepfend zu sein. Es ist dem
Wissenschaftler als solchem unmoeglich an die Begrenztheit seines
Wissens, also an Gott zu glauben. Des Glaeubigen Geisteskraefte
werden durch ein alles durchdringendes Bewusztsein ihrer
Schwaeche gelaehmt, so dasz es ihm unmoeglich wird seinen Blick
nach Auszen, in die sachlich gedeutete Welt zu wenden. Er ist
notwendiger Weise in sich gekehrt. Seine Inwendigkeit ist die
Welt in welcher er lebt und wird ihm zum Gefaengnis.
Es scheint mir aber ein Fehler vorauszusetzten, dasz diese
beiden Erlebnisweisen, der Glaube und der Zweifel an Gott
einander ausschlieszen. Wie koerperlicher Herzschlag, wie das
Atmen, wie Wachen und Schlafen, ist vieles im menschlichen Leben
doppelphasig, doppelseitig, ein hin und her, ein auf und nieder;
und nicht die eine Seite fuer sich, sondern beide Seiten zusammen
bezeichnen menschliches Dasein.
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