20000518.00 Man irrt sich, wenn man meint, dasz die Sprache, gesprochen oder geschrieben, oder auch allgemeiner ausgedrueckt, dasz die Symbolik, eine aeuszerliche, objektive, gegenstaendliche Wirklichkeit beschreibt oder auch nur bezeichnet. Man irrt sich gleichfalls, wenn man meint, dasz die Sprache, gesprochen oder geschrieben, oder auch allgemeiner ausgedrueckt, dasz die Symbolik, eine inwendige, subjektive Wirklichkeit beschreibt oder auch nur bezeichnet. Tatsache ist dasz die einzige Wirklichkeit welche die Symbolik erweist, jene Wirklichkeit ist, welche sie selbst erzeugt, jene fluechtige, vergaengliche Wirklichkeit einerseits des inneren, andererseits des aeuszeren, objektiven, (quasi)gesellschaftlichen Wirkens. Auf diese Tatsachen deutet schon Schopenhauers Bezeichnung der Welt als Vorstellung hin. Ich vermute, dasz das Bestehen der Welt als einer durchgaengigen Vorstellung bestaetigt wird, wenn man seine Schriften mit diesem Vorsatz durchliest, (obgleich ich selbst eine solche Lektuere noch nicht durchgefuehrt habe.) Andererseits ist es mir offensichtlich, dasz Schopenhauer diese Sichtweise, jedenfalls in seiner Beschreibung jener besonderen Vorstellung die er den Willen nennt, durchweg vernachlaessigt,r verleugnet, ihr widerspricht, indem er seine Gedanken mit der Fuelle der Beobachtungen und Beschreibungen zu bestaetigen sucht, welche seinerzeit als Wissenschaft, als wissenschaftliche Wahrheit und Wirklichkeit galten. Mit diesem Kompromisz, allerdings, untergraebt er seine sonst wesentlichste Errungenschaft, naemlich die Einsicht, in Erweiterung des kartesischen Cogito ergo sum, dasz alles was ich von der Welt weisz, meine Vorstellung von ihr ist, und insofern un(zu)verlaeszlich, schwankend und hinfaellig, und keineswegs gediegen eine grundlegende erkenntnistheoretische Einsicht zu bestaetigen. Dieser so allgemein verbreitete (prevalent) Kurzschluss erkenntnistheoretischen Denkens ist unerlaubt, ist verheerend insofern als er den engen Pass zu gueltiger Wissenslehre verbaut, welchen freizulegen und freizuhalten, meines Erachtens, die wichtigste, und letzten Endes die einzig stichhaltige Aufgabe theoretischen Denkens, des Denkens ueber das Denken ist, weswegen Sokrates und Cartesius als die beiden Pfeiler der Philosophie gelten muessen. Dementsprechend erscheint die erkenntnistheoretische Aufgabe als nichts anderes als der ein- und ausgeuebte Zweifel am sogenannten Wissen, am gemeinschaftlichen (objektiven), notwendigerweise, weil ich es nicht besitze und es niemals umfassend und erschoepfend besitzen werde, aber auch am inwendigen persoenlichen Wissen, weil es vergaenglich, und mir letzten Endes unbegreiflich ist, ein voruebereilender, vorbeihuschender Eindruck, den ich nicht zu ergreifen vermag, und welcher, wie ein Streichholz im gelindesten Luftzug, im Anflug der Reflexion erlischt. * * * * *

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