20000806.01 Die Braeunung der Haut durch die Sonne, mit der sich daraus ergebenden (ensuing) verringerten Empfindlichkeit gegen das Licht; das Erbleichen der haut im Dunkel, mit der sich daraus ergebenden (ensuing) gesteigerten Empfindlichkeit gegen das Licht; die Anpassung der Netzhaut ans Dunkel, mit der sich daraus ergebenden (ensuing) gesteigerten Empfindlichkeit gegen das Licht; Die Akkomodation des Auges an das Nahsehen; sind dies nicht Beispiele (genug) um anzudeuten, dasz der Koerper sich in Anpassung zur Welt zu verwandeln vermag? Und wenn der Koerper sich verwandelt, so verwandeln sich auch die Funktionen des Koerpers. Insofern wir also bereit sind das Sehen und das Hoeren, das Fuehlen und das Denken als Funktionen des Gemuets, und das Gemuet (mind) als eine an den Koerper gebundene Funktion zu deuten, so wird die Erkenntnis als Modifikation, als Abwandlung des koerper-gebundenen Gemuets betrachten. (we may consider knowledge as a modification by the environment of the bodily mind.) Sobald wir den Geist als an den Koerper gebunden betrachten, verschwindet das Erkenntnisproblem. Oder umgekehrt, das Erkenntnisproblem wird ueberhaupt erst geschaffen durch unseren Unwillen, unsere Ablehnung, unser Leugnen der Abhaengigkeit des Geistes vom Koerper. Und warum leugnen wir denn diese Abhaengigkeit? Weil mein Koerper stirbt, und weil ich _nicht_ mit dem Koerper sterben will, weil ich meinen Koerper ueberleben will, weil das Ich seinen Koerper ueberleben will, weil das Ich seinem Wesen gemaesz danach trachtet, unsterblich zu sein. So waere die Annahme (acceptance) unserer Sterblichkeit die Loesung des Erkenntnisproblems: und mit diesem Beschlusz befinden wir uns wieder im Garten Eden. Anders ausgedrueckt: insofern ich bereit bin arguendo zuzugestehen, dasz ich mit meinem Auge sehe, dasz ich mit meinem Ohr hoere, dasz ich mit meinem Gehirn denke, insofern besteht kein Erkenntnisproblem. Denn es ist offenbar wie der Koerper eins ist mit der Natur, und sich von der Natur tragen, bergen, beeinflussen, steueren laeszt. Auge Ohr und Gehirn sind gegen die Auszenwelt empfindlich und lassen sich von ihr abwandeln so dasz sie es vermoegen auf die Welt zu reagieren, mit anderen Worten, die Welt zu erkennen, so wie sie es tatsaechlich tun. Das Erkenntnisproblem wird erst geschaffen durch die Annahme, dasz das Erkannte unkoeperlich, dasz es (rein) "geistig". Die vermeinte Unkoerperlichkeit des Geistes verursachte (schuf) die Notwendigkeit ein Sprung zu machen, einen qualitativ absoluten Unterschied zu ueberbruecken: und an dieser unmoeglichen Aufgabe haben die "Philosophen" seit Jahrhunderten sich den Kopf zerbrochen, es ist eine Unmoeglichkeit vergleichbar mit der Auffindung des Steins des Weisen welche den niedrigen schlechten Stoff in Gold verwandelte. Es ist aber, finde ich, keineswegs notwendig des Menschen anbsolute Geistigkeit, seine Seele, seine Unsterblichkeit, seine Beziehung zu seinem Gott zu leugnen: man mag diese auf sich beruhen lassen. Man mag sie in dialektischem Sinne in allen einzelheiten anderen Ortes betrachten, aber man sollte nicht, so scheint es mir, die Verstaendnis des Erkenntnisvorgangs dadurch verbauen, dasz man die Einzbeziehung des Transzendentalen verlangte. Es ist keine Suende bei der Analyse der Erkenntnis das Gemuet (mind) des Menschen als ein koerperliches Organ zu betrachten. Bewertet man doch auch den gesundheits- oder Krankheitszustand des Menschen als eine Angelegenheit lediglich des Koerpers. * * * * *

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