20001224.01
Ich habe in einem frueheren Aufsatz erklaert, wieso
anzunehmen ist, dasz unser Denken, vergleichbar mit dem Schauen
und Hoeren, dasz ganz im allgemeinen, unsere Geistestaetigkeiten
aus unscheinbaren Gruenden, auif unscheinbare Weise, und mit
unscheinbaren Ergebnissen vor sich gehen (sich abwickeln); und
dasz dies der Fall ist, selbst wo wir uns ihres Verlaufes, und
ihrer Folgen fragmentarisch bewuszt werden. Die weisen wie das
Schauen und das Erschaute, wie das Hoeren und das Gehoerte, wie
das Denken und das Gedachte uns _wirklich_ affizieren, vernmoegen
wir zur Zeit des Schauens oder Hoerens oder Denkens kaum
erkennen, und was wir nachtraeglich von ihren Folgen schlieszen
musz notwendigerweise fragmentarisch bleiben; zugegeben dasz es
manchmal hilfreich, manchmal aber auch hindernd wirkt.
Der Kern meines Arguments ist, dasz unser koerperliches und
geistiges Leben sich auszerhalb unserer Erkenntnis vollzieht;
dasz der Anspruch des Wissenskoennen, (the presumption of
knowledge) von Sokrates so entschieden abgelehnt, die wurzel, die
Quelle, eines nimmer endenden Hinundher, eines unentwirrbaren
begrifflichen Durcheinander wird; dem wir entkommen koennen, nur
indem wir unser Nichtwissen, unser Nichtverstehen anerkennen.
Und dann das Einzige das wir zu wissen vermoegen, unser
Nichtwissen mit allen unseren geistigen Kraeften durchstoebern
und darin und damit aufraeumen.
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