20010119.04
Wie soll ich mir vorstellen, dasz die Wahrheit
beschaffen waere, wenn ich sie zuletzt noch zu erreichen
vermoechte? Oder ist es glaubhaft, dasz ich die Wahrheit
erforsche ohne zu wissen was es ist, nach denm ich suche?
Wenn ich sie faende, wuerde ich sofort unumgaenglich gewiss
sein, dasz sie es waere die ich besaesze? Wenn ich sie
verstuende, waere sich auch anderen verstaendlich? Allen
anderen, oder nur manchen? Und wuerden sie all die Wahrheit
in dem Sinne verstehen wie ich sie verstehe? Und warum
sollten sie die Wahrheit verstehen wie ich sie verstehe,
wenn es doch nichts anderes gibt, das sie verstehen wie ich
es tue?
Ist es moeglich, dasz das einzig Wahre an der Wahrheit
ist, dasz zahllose Menschen an ihr Bestehen glauben, obwohl
noch keine sie gesehen, keiner sie erfasst hat? Waere
viellicht dann der Anspruch auf Wahrheit die
groesztmoeglichste Unwahrheit? Indessen die Leugnung, dasz
es Wahrheit gibt, die einzige wirkliche Wahrheit. Und ist
nicht die gueltigste Leugnung, dass es Wahrheitn gibt, die
Luege. Waere die Luege vielleicht die entgueltigste
Wahrheit? Das ist ein Russelsches Paradox welches die
Grenzen des Sagbaren, die Grenzen des Denkbaren bestimmt.
Es ist ein Widerspruch, dasz es eine allgemeine
universelle Wahrheit geben sollte welche doch von keinem
auszer mir erkannt wuerde: dasz es aber eine Wahrheit geben
sollte, welche _allen_ erkenntnlich waere: welch eine
Katastrophe - fuer mein Beduerfnis etwas besonderes zu sein.
Ist meine Postulat, meine Behauptung, dasz es Wahrheit geben
musz, irgendetwas mehr als ein Ausdruck meines Willens zur
Macht? als ein Mittel mich ueber (alle) anderen Menschen zu
erhoehen? Wenn man sein Leben lang nach etwas trachtet,
etwas sucht, ist es verwunderlich wenn man im Alter in der
Senilitaet, beim Einterten der geistigen Altersschwaeche,
sich mit der Annahme troestet und taeuscht, es zuletzt
dennoch gefunden zu haben?
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