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     Inbegriffen in allem ernstlichen Denken ist die
Voraussetzung dasz es eine Grundlage gibt, auf welcher das
Gedankengebaeude fuszt, einen Ausgangsbereich von welchem
der Gedankengang seinen Weg nimmt, und wohin er jeder Zeit
zurueckzukehren vermag um sich seines Ortes und seiner
Richtung zu besinnen.

     In der Philosophie Platons war diese Grundlage, dieser
Ausgangspunkt, ein kulturell bestimmtes Uebereinkommen ueber
was wahr und gueltig und gut sein moechte.  Tatsaechlich ist
ein wesentlicher Teil der Platonischen Gespraeche eine
Debatte, ein Verhoer, eine Diskussion betreffs gerade dieser
Grundlage.

     Bei Aristoteles scheint mir derselbe kulturelle
Maszstab zu gelten, durch den Verlasz auf einen
verlaeszlichen Sprachgebrauch befestigt.

     Bei Augustinus ist es die (kirchliche) Dogmatik.

     Descartes entdeckte, wie bekannt, den subjektiven
Ausgangspunkt des Selbstbewusztseins.  Dieser aber ist
alleinstehend zu eng, zu schmal, zu beschraenkt um die
Mannigfaltigkeit (Komplexitaet) des Erlebens und des Denkens
zu tragen.

     Bei genauerer Beobachtung (Ueberlegung) erscheint es,
dasz das Denken aus einzelnen Gedankenfaeden, aus Straehnen
der Beobachtung, aus Fragmenten des Erlebens, seine eigene
(logische) Grundlage konstruiert.  (Selbs bei Hume, der sich
bekanntlich auf den Common Sense verliesz.)  Diese Grundlage
ist von Denker zu Denker mehr oder weniger Unterschiedlich.
Wahrend es die angebliche (ostensible) Aufgabe des Denkens
ist die Welt und sich selbst, das Innen und das Aussen zu
erklaeren; so ist doch tatsaechlich ein grosz Teil Kraft
damit verbracht, jene benannte Grundlage zu entwerfen, zu
konstruieren und zu befestigen.  Und das Verstaendnis einer
philosophischen Schrift liegt nicht nur, und vielleicht
sogar nicht in erster Linie, in dem Begreifen dessen das sie
zu erklaeren beansprucht, sondern auch in dem Begreifen der
Grundlage auf welcher sie ruht, in dem Begreifen der
Grundannahmen welche sie entwickelt, welche sie inbegriffen
behauptet, und auf welche sie sich verlaeszt.

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