20010524.02
Die Beschreibung des Erkenntnisvorganges zerfaellt in
zwei Teile. Erstens die subjective Reduktion, das
Sokratische Nosco me ignoscere, da Cartesische Cogito ergo
sum. Das bei jedem Menschen wiederkehrende Bewusstsein, dass
sein Gemuet leer, sein Gedaechtnis unzuverlaessig, dass er
letzten Endes unfaehig ist, die Welt in welcher er lebt,
seine Lebenswelt von einem Traume zu unterscheiden. Die
Ohnmacht des Traumes ist das Merkzeichen der subjektiven
Reduktion. Sie ist die grosse Wahrheitsleistung des
Gewissens.
Mit der subjektiven Reduktion aber sind die vorgeblich
objektiven Inhalte des Bewusstseins, die objektiven
Absichten unseres Erkenntniszwanges zwar abgesondert und als
die Vorstellungen welche sie sind identifiziert, keineswegs
aber sind durch die subjektive Reduktion diese objektiven
Inhalte des Bewusstseins geloescht, noch sind durch die
subjektive Reduktion die objektiven Absichten unterbunden.
Es ist die Eigenart unseres Bewusstseins zwischen
subjektiver und objektiver Betrachtungsweise hin und her zu
schalten (to toggle between subjective and objective
determination) und Tatsache ist, dass beide Phasen des
Bewusstseins einander bekraeftigen und bestaetigen, dass
beide Phasen des Bewusstseins die geistige Verfassung des
Menschen ausmachen, constitute the intellectual existence of
man.
Nur ist zu bemerken, und daran zu erinnern, dass alle
Bemuehungen auf objektivem Wege ueber den menschlichen Geist
zur Klarheit und Eindeutigkeit zu gelangen bisher
fehlgeschlagen sind, und dass ich von mir aus, von meinem
Standpunkt keine, auich nicht die geringste Moeglichkeit
sehe, dass die Betrachtung oder Analyse der objektiven Welt
jemals eine befriedigende Antwort geben wird.
Die Betrachtung, Beschreibung, Darstellung der
objektiven Bestandteile des Denkens laesst sich mit Recht
als eine Phaenomenologie des menschlichen Geistes
bezeichnen, zugestanden dass es mir bei meinen maessigen
beschraenkten Bemuehungen nicht gelungen ist zu einem
Beschluss darueber zu gelangen, was denn eigentlich Hegel
mit diesem Ausdruck im Sinne hatte. Auch moechte ich mich
nicht auf mein beschraenktes Verstaendnis, von spaeteren
Phaenomenologien, wie etwa der Husserls, verlassen.
Ich bediene mich hier des Ausdrucks Phaenomenologie um
vorerst jeglichen Anspruch auf das Begreifen des Seins oder
der Wirklichkeit der welt hintanzustellen. Das Begreifen
des seins und der wirklichkeit betrachte ich als in der
subjektive Reduktion erschoepft.
Es ist von hoechster Wichtigkeit zu erkennen, dass
Objektivitaet und Wirklichkeit verschiedene Begriffe sind,
welche sich nicht unbedingt decken. Wirklich ist nur was
fuer mich wirklich ist. Von der Wirklichkeit fuer andere,
was fuer andere wirklich ist, habe ich kein Recht
auszusagen, nur dass Wirklichkeit fuer andere und
Wirklichkeit fuer mich zwei verschiedene Angelegenheiten
sind. Letzten Endes wirklich
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