20010530.01 Ist Ethik die Frage nach dem was der Mensch tun soll oder die Frage nach dem was ich tun soll. Is das Wertvolle, das Gute als der Magnetenpol wonach die Ethik sich orientiert das Gute fuer mich oder das Gute fuer die Menschheit. Es scheint mir, dass es moeglicherweise im Laufe der Jahrtausende eine Entwicklung im Denken gibt, und wenn dies der Fall ist, dass diese Entwicklung eine Verschaerfung des Widerspruches von gesellschaft und Ich mit sich gebracht hat. Ist doch die antike Philosophie bei Platon und bei Aristoteles, bei jedes Schriften in seiner Art, beflissen diese Kluft zu ueberbruecken, welche sich in der Renaisaance, mit Luther und Descartes, zu einer unueberbrueckbaren Kluft geoeffnet hat. Ich betrachte es fuer den (englischen) Empirismus als bezeichnend dass er diesenUnterschied verleugnet hat, und aus dem grunde, dass er gegen ihn voellig unempfindlich war, dass er ihn ueberhaupt nicht verstand. Das Leben und die Lehre Christi haben diese Wendung zum Ich, zum Subjekt vorbereitet und gefoerdert, nicht nur durch die ausdrueckliche Geringschaetzung der mosaeischen Gesetze und deren Vollstrechung (implementation) nicht nur mit der Deutung des religoesen Erlebens als der Beziehung zwischen Gott und dem Ich, nicht nur in der dramatisieren und dramatischen Ausstossung (rejection) des Menschensohn aus der Gesellschaft, sondern am dringlichsten, durch die Darstellung des Sterbens als Fulcruim, als Stuetzpunkt des Daseins. Denn so wie das Leben von seinem Anfang an hindurch bis zu seiner Reife ein Prozess der Vergesellschaftung ist, so ist das Sterben ein Prozess der Vereinsamung: im Sterben findet das Ich seinen voelligsten, unbeschraenkten Ausdruck. Wenn wir sonst keine Ahnung von der Subjektivitaet, von dem Ich, von der Seele haetten, so muessten wir sie entdecken, wenn nur um das Sterben recht zu begreifen, um dem Sterben gerecht zu werden. * * * * *

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