20010618.00
Mit welchen Voraussetzungen auch immer man an die Ethik
herantritt, zu welchen Beschluessen man seine Ueberlegungen
entwickelt (ausfuehrt) man kann den Schatten der
Moeglichkeit dass es einen freien Willen ueberhaupt nicht
gibt, nicht umgehen; dass es einem nicht frei steht, so oder
anders zu handeln, sondern dass seine Handlungen von einer
unergruendlichen Notwendigkeit regiert werden, that ones
actions are governed by an inscrutable necessity, in which
case ethical theory faces entirely new and diffrent
challenges. in welchem Falle die Ethik zwar nicht sinnlos
wird, aber sich voellig anderen als den herkoemmlichen
Aufgaben gegenueber befindet.
Im allgemeinen sind ethische Theorien, so wie auch die
Gesetzbuecher des Staates, auf der Voraussetzung begruendet,
dass der Mensch frei ist seinem Willen gemaess zu handeln,
dass jede Handlung Ausdruck eines freien Willens ist.
Dementsprechend haette der ethische Vorgang drei Phasen: die
Erkenntnis des Guten, die Entscheidung diese Erkenntnis in
der Tat zu verwirklichen, und die tatsaechliche Handlung.
Es ist aber auch denkbar, dass die Entscheidung zur
Tat, dass die Wahl des Guten, Selbsttaeuschung ist; dass man
unvermeidlich aus unbestimmbaren Gruenden seine Handlung
vollbringt, und dass die ethische Bestimmung nichts mehr ist
als Spiegelfechterei. In diesem Falle bliebe dennoch die
Moeglichkeit, wenn nicht die Wahrscheinlichkeit, dass diese
ethische Spiegelfechterei, die scheinbar fruchtlose Debatte
ueber das Tun, wenngleich sie ohnmaechtig ist, die
unmittelbare Tat zu bestimmen, dennoch ihre Folgen hat,
naemlich in der Modifikation nicht der Handlung selbst, aber
in der Modifikation des Handelnden, in der Modifikation der
unscheinbaren Grundlagen welche kuenftige Handlungen
bestimmen; Folgen in der Umwandlung des Handelnden, welche
zwar nicht die unmittelbar vollbrachte aber dennoch die
zukuenftige Handlung bestimmen, etwa wie das Einueben einer
Sonate den Musiker verwandelt, insofern als das Einueben ihn
zu einem anderen (faehigeren) Musiker macht, nunmehr
befaehigt das Eingebuebte vorzutragen.
Diese Deutung eroeffnet eine neue Betrachtungsweise der
Psychologie der Handlung, ihrer Ursachen, der Wirksamkeit
des Lohnes und der Strafe; eroeffnet auch eine neue
Betrachtungsweise der Ethik. Denn angesichts der Ohnmacht
des Willens die Handlung zu bestimmen, behaelt das
Werturteil die Aufgabe, das Gute, das Wuenschenswerte in
Aussicht zu stellen, in eine Aussicht welche die geistige
Verfassung des Menschen abaendert. Und es ist die
abgeaenderte geistige Verfassung, nicht der "freie Wille",
woraus die folgende Handlung entspringt. (warum scheue ich
vor dem Wort Seele zurueck?)
Durch diese Betrachtungen laesst sich manches an dem
Widerspruch der vermeintlichen Willensfreiheit, oder
Unfreiheit, je nachdem der Richtung von welcher man an die
Frage herantritt, eroertern. Das "ich will" ist pures
Etikett, ist Aufschrift (Label) erkannt, womit der Mensch
seine psychische Identitaet behauptet, und seine Handlung
als integralen Bestandteil seines Wesens akzeptiert. Wieder
bildet der Vortrag eine Musikstueckes ein passendes
Beispiel. Tatsaechlich aber wird die Art, die Spezifikation
der Handlung nicht von dem "Willen" des Handelnden bestimmt,
sondern von der unscheinbaren (inapparent, inconspicuous)
Verfassung des Handelnden.
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