20010625.00 Erkenntnistheoretisches Man stelle sich vor dass jede Wahrnehmung eines aeusseren Gegenstandes von einer koerperlichen (chemischen, physikalischen, elektrischen) mehr oder minder dauerhaften Veraenderung im Gehirn begleitet wird, und dass diese Veraenderung so beschaffen ist dass sie unter gewissen Umstaenden eine blasse Nachahmung der urspruenglichen Wahrnehmung auszuloesen vermag; wie denn tatsaechlich das Gedaechtnis unter anderem eine blasse Nachahmung einstiger aeusserer Wahrnehmungen ist. Aber auch "innere" Wahrnehmungen, Ueberlegungen, Gedanken, moegen von mehr oder weniger dauerhaften koerperlichen (chemischen, physikalischen, elektrischen) Veraenderungen im Gehirn begleitet sein, und diese Veraenderungen sind gleichfalls so beschaffen dass sie unter gewissen Umstaenden den urspruenglichen Gedankenzusammenhang nachzuahmen vermoegen; wie denn tatsaechlich das Gedaechtnis unter anderem eine blasse Nachahmung einstiger Gedanken, das heisst, innerer Wahrnehmungen ist. Es ergibt sich eine Parallele zwischen subjektivem Erleben, zwischen Wahrnehmungen und Gedanken einerseits und deren objektive Darstellung als koerperliche, physikalische Veraenderungen im Gehirn, andererseits. Bei der Beurteilung dieser Parallele ist es bemerkenswert dass die subjektive Wahrnehmung, - eine objektive Wahrnehmung gibt es nicht, - sei sie nun auswaerts oder innerlich, dem Gemuet unmittelbar zugaenglich ist; dass das geistige Erleben im Momente der Wahrnehmung in nichts als dieser Wahrnehmung besteht. waehrend ihr objektives Korrellat, das was gesehen, gehoert oder erinnert wird, vorlaeufig jedenfalls nur Annahme (hypothetical) bleibt Dabei ist das Gemuet zur Bestaetigung der ersten Wahrnehmung auf eine zweite Wahrnehmung angewiesen, und diese zweite Wahrnehmung ist wiederum im Bereich des Subjektiven vorhanden, somit es dem Menschen unmoeglich ist seiner Subjektivitaet zu entrinnen. Unvermeidlich bleibt der Mensch in seiner Subjektivitaet gefangen, und all seine Berechnungen, all seine Vorstellungen von einer wirklichen Welt sind die Traumbilder eines Eingekerkerten. Um nun zurueckzukehren zu den denkbaren koerperlichen Gehirnveraenderungen von welchen man annehmen mag, dass sie alle aeusseren und inneren Wahrnehmungen begleiten, so wird deren moegliche Darlegung durch zukuenftige Errungenschaften der Wissenschaft notwendigerweise wiederum individuell wahrgenommen werden muessen, und es ist unvermeidlich und unentrinnbar dass diese Wahrnehmung subjektiv sein wird. Die Subjektivitaet erscheint auch in diesem Erkennen, wie sonst ueberall, die Schwelle (threshold) alles Erkennens des Objektiven. Dabei bleibt aber die objektive, gesellschaftsverstaendliche Konstruktion des Wahrgenommenen die unentbehrliche Grundlage der unentbehrliche Rahmen das unentbehrliche Instrument jeglichen Handelns, aller praktischen Unternehmungen, politisch sowohl als wissenschaftlich. Es ist die Folge (Konsequenz) der Erfahrung eines ganzen Lebens, dass der Mensch sich gedrungen fuehlt eine sachliche gesellschaftlich zugaengliche Gedankenwelt, den Bereich des Objektiven zu pflegen, und von diesem objektiven Bereich die Antworten auf seine Fragen, die Loesungen seiner Probleme, den Fortschritt seiner Gesellschaft, und die Entwicklung seines Wissens zu erwarten. Und diese Erwartung ist wohl berechtigt. Nur eines vermag die objektive Darstellung nicht zu begreifen, und das dem Objektiven Unbegreifliche ist seine eigene Subjektivitaet, ist die Subjektivitaet auch des objektiv erlebten. Somit ist es wahrscheinlich, dass die neurologische Forschung, dass es Forschungen auf dem Gebiet der Gehirnfunktion gelingen wird, stoffliche Veraenderungen welche Wahrnehmungen begleiten zu identifizieren und somit das Verstaendnis und die Kontrolle von auesseren Wahrnehmungen, und von Gedankenvorgaengen im allgemeinen, wesentlich zu steigern: aber ebenso unwahrscheinlich ist es, dass es dergleichen Entdeckungen gelingen wird das Phaenomen des subjektiven Erlebnisses in seiner objektiven Unerklaerbarkeit zu beseitigen. Anders ausgedrueckt, das Aufheben, die Beseitigung der Subjektivitaet wuerde eine Verwandlung des menschlichen Wesens bedeuten eine Verwandlung eine Verwandlung so drastisch, dass sie gaenzlich ausserhalb unseres Begriffsvermoegens liegt. ============ One arrives at an assumption of parallelism albeit not preestablished, between subjective experience, between perceptions and thoughts on the one hand, and their objective representation as physical changes in the brain on the other. In contemplating this parallelism, it is crucial to understand that the subjective perception outward or inward as it may be, is immediately accessible, and in this sense is primary, while its objective correlation in the brain, which may be undeniably compelling, but which may also remain largely, if not entirely, hypothetical, is secondary. Furthermore, the hypothetical physical alterations in the nervous system that accompany perception would require themselves to be subjectively perceived; so that subjectivity remains as the threshold of all cognition, including that which is recognized as objective. At the same time, the objective construction remains as the indispensable framework and instrument of action in all practical pursuits, be they scientific or political. The study of brain function, the likelihood that perception and though are associated with specific physical changes in the brain appears to hold great promises. It is reasonable to expect to achieve a degree of control of brain function far beyond our present abilities. It seems to me unreasonable however to expect to alter the prevailing relation between subjective and objective experience. * * * * *

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