20010703.00
Das Denken ist entweder ein Auffassen von sich
darbietenden Erscheinungen (Phaenomene), oder aber es ist
eins analytisches Zurueckfuehren (Reduktion) auf
"Ursachen", auf "Gruende", oder aber es ist ein
Fortschreiten zu unscheinbaren Gebilden, zu synthetischen
Vorstellungen, zu Idealen.
Die Reduktion ist entweder in Richtung auf den
Menschen, in Richtung auf das allgemein Menschliche; oder
aber die Reduktion ist auf ein Jenseitiges, auf Urelemente,
auf Feuer Wasser Luft und Erde, auf den Kosmos, auf mehrere
Goetter oder auf einen Gott.
Es liegt aber im Wesen des Denkens, dass es der
Vorstellung nicht zu entbehren vermag: deshalb laeuft auch
das vermeintlich analytische Denken auf Vorstellungen
hinaus.
Die Analyse und die Synthese spiegeln in doppelter
Weise eine einzige Eigenschaft des Denkens: seine
Abhaengigkeit, seinen Verlass auf den Zusammenhang, auf die
Beziehung des Erlebten zu einander. Die Analyse (Reduktion,
Zergliederung) beansprucht den Zusammenhang zu entdecken;
die Synthese beansprucht den Zusammenhang zu schaffen. Die
eigentliche, die urphanenomenologische Einsicht ist, dass es
keinen Zusammenhang gibt, oder dass, wenn es ihn gibt, der
Zusammenhang unerreichbar ist.
So ist das anmspruchsvolle Denken ein Gaukelspiel ein
Jonglieren von unvereinbarlichen (incompatible) sich
widerstreitenden, widerstroemenden, widerstrebenden, sich
gegenseitig aufloesenden Gedankenstroemungen, Eine Dialektik
welche befriedigt durch die Taeuschung und durch die
Spannung die sie bewirkt. Welche zur Geistestaetigkeit
reizt und aufpeitscht, deren einziges Ergebnis jedoch ist
die Taeuschung seiner selbst und der Welt. Der Philosoph
ist (ausgezeichnet) der betrogene Betrueger par excellence.
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