20010717.00
Indem ich Hoelderlins Hyperion lese, faellt es mir auf,
welch verschiedene Deutung oder Deutungen der beschriebene
Lebenslauf Hyperions zulaesst. Vorgeblich ist es das
Schicksal (lies: die Hand Gottes) welche den Menschen
leitet. Was aber nun, wenn man sich anstellt diese Hand zu
lesen, wenn man sich Zusammenhaenge vorstellt, welche die
Handlungen Gottes verstaendlich, vielleicht sogar in
beschraenktem Masse voraussehbar machten. Waere das
Auflehnung gegen das Goettliche? Ich denke nicht.
Was bedeutet es ueber sein Leben nachzusinnen:
Verbindungen, Beziehungen, Verhaeltnisse zu erkennen. Ich
kann nicht umhin derartiges Erkennen meine Handlungen
beeinflussen zu lassen. Wenn ich nach einer gewissen Speise
das Bauchweh bekomme, so werde ich, ob das Kausalverhaeltnis
nun eingebildet ist oder nicht, hernach die verdaechtige
Speise meiden. Dem Denken Hoelderlins aber fehlt
vergleichbare Beschaulichkeit. Er schwelgt in Eindruecken
und bedient sich der Sprache nicht um sein Erleben zu
verstehen oder zu erklaeren, sondern vornehmlich um dies
Erleben zu staerken.
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