20020210.01

                  An den Grenzen des Begreifens

     Es bedarf keiner weiteren Erklaerung, dass die Wirksamkeit
des menschlichen Verstandes sich ueber einen sehr weiten
Erlebnisbereich erstreckt.  In all seiner Geschaeftigkeit steuert
und bestaetigt der Verstand sich selbst.  Die Grenzen des
Verstehens sind aber alles andere als selbstverstaendlich oder
offensichtlich, denn seine Grenzen zu leugnen liegt im Wesen des
Verstandes.  Diese Grenzen lassen sich in verschiedenen Weisen
beschreiben.  Sie treten in Erscheinung, wenn wir einen Fehler
machen, wenn wir uns irren.  Vor allem aber treten sie in
Erscheinung wenn wir bekennen - oder behaupten - unfaehig zu sein
etwas zu verstehen.  An seinen Grenzen, und vornehmlich an seinen
Grenzen muss der Verstand verstanden werden.

     Es ist bemerkenswert, wie veraenderlich unser Verstehen dass
es waechst und schwindet, dass es steigt und faellt, wie es mit
dem Erwachsen des Menschen zunimmt, und in hohem Alter schwindet.
Und es ist nicht die Welt welche sich verwandelt, auch nicht der
Tatsachensbestand, auch nicht die Sprachen in welchen die
Tatsachen zum Ausdruck kommen, sondern es ist der Geist, die
Intelligenz des Einzelnen welche sich zu einem Hoehepunkt
entwickeln und wieder ebben.  Und diese Betrachtung sollte schon
ohne weiteres die Subjektivitaet des Verstandes andeuten.

     Der Verstand bestaetigt sich selbst, subjektiv, in einem
Bewusstsein das sich stets im Recht befindet.  Objektiv wird der
Verstand durch den erfolgreichen Verlauf des Lebens bestaetigt.

     Verstand ist die systematisch geordnete Erinnerung
vergangenen Erlebens; Verstand ist auch die systematisch
geordnete Anticipation (Erwartung) kuenftigen Erlebens.  Die
Systematik des Verstandes ist die Systematik der menschlichen
Existenz.

     It requires no further explanation, that human reason
functions effectively across the broad range of human activity,
and in this functioning it is self-contained, self-controlling
and self-validating.  The limitations of reason are not always
evident; and these limitations are susceptible to diverse
descriptions.  They appear whenever we admit - or claim - that we
are unable to understand something.

     It is noteworthy - es ist bemerkenswert - that our
understanding is not fixed; it is susceptible both to increase
and decrease, to expansion and contraction, to enlargement and
diminution.  It is striking how understanding increases as the
individual matures; how it is subject to decline, if not indeed
to extinction as the individual ages.  And obviously it is not
the world which changes, it is not even the compendium of facts
or the languages in which these facts are expressed and
communicated which change, but it is the individuals mental and
intellectual ability which can most readily be observed to wax
and to wane.  This observation alone should suggest the
subjectivity of knowledge.

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