20020223.00

     Ich finde es sehr sinnvoll, dass Kierkegaard die objektive
Ewigkeit als das subjektiv Zukuenftige erkennt.  Somit wird aus
der ewigen Seligkeit die Zuversicht.  Vermutlich ist es moeglich
seiner ewigen Seligkeits, d.h. seiner Zuversicht verlustig zu
werden indem man verzweifelt.  Gleichfalls sollte es moeglich
sein sich eine ewige Seligkeit zu erwerben indem man das
Zukuenftige zuversichtlich erwartet.  Hier grenzt Theologie an
Psychologie, vielleicht sogar an Psychopathologie, an
Psychiatrie.  Denn wir beobachten ja an uns selbst und an unseren
Patienten, das Ebbe und Flut der Stimmung, und wir wissen dass,
objektiv, die Verzweiflung und die Zuversicht, wenn nicht ihre
Gruende, so doch ihre Korrelate im Allerobjektivsten, in der
Biochemie des Gehirnes haben.  Waere dann also vielleicht die
ewige Seligkeit im Alkoholrausch zu spueren, oder jedenfalls ein
Vorgeschack von ihr?

     Man muss sich von seinen Gedanken leiten lassen, wohin sie
auch immer fuehren.  Es taugt nicht sie zu zensieren, oder sie
gar propagandistisch auf ein Ziel abzurichten.  Zuletzt werden
die ehrlich aufrichtigen, die ungezuegelten und ungehemmten
Gedanken sich zu einem Gewebe verdichten welches das getreueste
und sinnvollste Abbild des Erlebens ist, oder genauer ausgedrueckt,
die buendigste Einfuehrung in das Erleben.

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