20020511.00

     Es besteht keine Frage, dass obwohl er (moeglicherweise)
bereit gewesen waere den Seelenbegriff abzutun, Leibniz dennoch
keineswegs bereit war den protestantisch-mystischen Begriff einer
individuellen Seele zu entbehren.  Insofern nun Descartes diesen
Begriff zwar nicht ausdruecklich aber implicite durch die
Betonung der Ausdehnung als Merkmal alles Wirklichen vernichtete,
und Spinoza den individuellen Seelenbegriff in einem Meer des
Pantheismus untergehen liess, versuchte Leibniz in quasi-
mathematischer Weise die protestantische Seele als Monade zu
retten.  Leibnizens Verfahren welches alles andere als
erfolgreich war, wirft ein aufklaerendes Licht auf die Methodik
der philosophischen Begriffsbildung, sowie auch der
mathematischen Begriffsbildung und der wissenschaftlichen
Begriffbildung im allgemeinen.

     Bezeichnend fuer Leibnizens Denken ist dass er von keiner
anschaulkichen Erlebbarkeit ausgeht, sondern dass er sich strikt
auf Begriffe und deren Entwicklung aus einander verlaesst.  So
etwa die Untrennbarkeit, die Unzerstoerbarkeit, m.a.W., die
absolute Integritaet der Monaden eben aus diesen begriffen, und
nur aus diesen Begriffen ableitet.

     Damit tritt Leibniz als ein Glied, und ein sehr bedeutendes
Glied der Reihe (Kette) deutscher denker auf, Kant, Hegel,
Schelling, Schopenhauer gehoeren in diese Gruppe, welche jeder
sein eigenes Gedankengeruest lediglich auf der Ueberzeugungskraft
von Worten, und unabhaengig von jeglichem anschaulischen Erleben
aufzogen.


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