20020701.00
Man sagt Gueltiges, nur insofern man Eigenes sagt. Selbst
wenn man Allgemeingueltiges auszusprechen versucht, spricht man
in verdeckter Weise von sich selbst. Je dringender das Anliegen,
desto groesser ist die Verlegenheit welche das Ausdruecken
eigener Gedanken und Gefuehle hervorruft. Diese Verlegenheit
versucht man zu beschwichtigen indem man die Last der eigenen
Gedanken und Gefuehle aufwiegt, zum Beispiel mittels der Ironie
oder mittels der Dialektik welche ja im urspruenglichen Sinne des
"Widersprechens" die Stellung und Stimmung des Anderen den man
anspricht, mit dem man spricht, zur Geltung kommen laesst, und
somit die Imbalamce ausgleicht.
Es liegt in dieser ironischen, sich selbst abschaetzenden
(heruntersetzenden, erniedrigenden) Haltung aber auch eine Art
Verteidigung. Denn das Hervortreten, das sich Behaupten des
Einzelnen ruft Feindseligkeit hervor und fordert den (einen)
Angriff heraus. Denn die Menschen fuehlen sich bedroht von allem
was nicht ihresgleichen ist; suchen es von sich abzustossen,
suchen es machtlos und kraftlos zu machen, suchen es zu toeten.
Wie alle anderen Tiere meinen auch die Menschen in der
Einheitlichkeit der Gruppe Schutz zu finden; und der welcher sich
von ihnen unterscheidet ist ihnen ein Aergernis. In diesem Sinne
erklaere ich das Christuswort: "Selig ist der sich nicht aergert
an mir." Denn seine Goettlichkeit war das was Jesus in
unendlichem Grad von den Menschen trennte, und dass sie sich
daran aergern moechten war gewisser Massen selbstverstaendlich,
war im hoechsten Grade menschlich.
* * * * *
Zurueck : Back
Weiter : Next
2002 Inhaltsverzeichnis
Gesamtinhaltsverzeichnis