20030109.00 20020109.00 Die grundliegende Frage welche sich (mir) aus der vendlerschen Beschreibung und Zergliederung der Shakespeareschen Sonnette ergibt ist in wie fern ein Gedicht, in Vendlers Worten, als contraption zu betrachten weare, und inwiefern als Gebet; Ich frage ob Gebet und Contraption einander ausschliessen. Ob ein Kreuzwortraetsel Innerlichkeit bekunden kann, ob ein jigsaw puzzle aestetischen Wert besitzt und wie, ganz im allgemeinen, Mathematik und mathematische Ausfuehrung als Dienst am Goettlichen, als Gottesdienst gelten moechten. Ich frage wie sich Trivialitaet zu Verwicklung verhalten moechte, und wie sich die Verwicklung (Komplexitaet) zur Innerlichkeit, zum Glauben, zur Gottesbeziehung verhaelt. Vendlers Beschreibung laeuft letzten Endes darauf hinaus dass die shakespearschen Sonette non-sense poems sind; oder jedenfalls als solche behandelt werden sollten. In diesem Sinne nimmt sie Shakespeare nicht ernst. Contraption: eine technische Vorrichtung welche durch unerwartete und vielleicht auch ungereimte Komplexitaet als komisch wirkt. Ist ein religioeses Verhaeltnis zu einer mathematischen Formel ueberhaupt moeglich? Unter welchen Umstaenden wird die Verehrung, bezw. Bewunderung, Anbetung einer mathematischen Formel Goetzendienst? Ich erinnere die Verschmelzung (fusion) des technischen und religioesen in der Musik Bachs: auch im Musikalischen Opfer und in der Kunst der Fuge. Das musikalische Opfer muss als contraption par excellence verstanden werden. Ist es auch anderes, mehr oder weniger, oder verschieden von "contraption?" Man sollte die technische Virtuositaet welche auch alle religioese Musik Bachs durchdringt nicht geringschaetzen oder gar verschmaehen. Vielleicht ist die Sanktitaet der Technik dem Koenner offenbar; und nur der welcher den technischen Anforderungen der Mathematik oder der mathematischen Kunst nicht gewachsen ist, empfindet die Technik als geistig geringfuegig. Vielleicht ist auch die kuenstlerische Verwirklichung die entgueltigste Sublimierung des religioesen Erlebnisses, der Gottesbeziehung, der Innerlichkeit. Es moechte dann ueberfluessig sein bei der Bewertung eines Gedichts, bezw Kunstwerkes, dessen Erbaulichkeit ueberhaupt zu erwaehnen, da sie dem Adepten selbstverstaendlich ist, dem Dilletanten aber unerreichbar, da die wahrhaftige Erbaulichkeit _nur_ durch die technische Fertigkeit zugaenglich ist. So weist das Kunstwerk eine Janusartige Eigenschaft auf, dass es durch das banalste Spiel das Groesste und Tiefste mitteilt, und dass dieses, in dialektischer Weise nur durch das Schalste dargestellt zu werden vermag. * * * * *

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