20030222.00 Mit der (objektiven) Wissenschaft ergeht es einem wie mit der Erdkunde. Man moechte die ganze Erde kennen. Man moechte die ganze Welt gesehen haben. Man moechte saemtliche Laender der Welt bereist haben, damit kein Flecken unbekannt bliebe: Doch ist dies unmoeglich, nicht nur weil es die koerperlichen Kraefte des Menschen uebersteigt, das Leben ist viel zu kurz, als dass es ihm moeglich waere ueberall anwesend gewesen zu sein; zugleich ist offenbar unmoeglich, Dem Mensch aber ist die Kenntnis der Welt nur im Verlauf der Zeit beschert. Er ist genoetigt von einem Ort zum anderen zu reisen. Er vermag zu erkennen nur hintereinander, nacheinander, und selbst wenn es moeglich waere alles wahrzunehmen, so ist der Mensch doch unfaehig das Erlebte zu bewahren. Ist doch das Vergessen allzu gross; und die Erinnerungsfaehigkeit zu schwach. Das Unternehmen die Welt zu kennen bleibt also (unvermeidlich) fragmentarisch; und das Teil muss symbolhaft auf das Gesamte deuten. Nur Gott vermag es in Gleichzeitigkeit die Welt zu kennen und zu beherrschen. Und was ist es denn, das man von einem Besuch erntet: ein Erleben; und was man bewahrt, die Erinnerung an dieses Erleben. Der Kraftaufwand eines objektiven, gegenstaendlichen, mitteilbaren Begreifens versickert in der Erinnerung, in der Verinnerlichung, im schwankenden und schwindenden Eindruck des persoenlichen Erlebens. Waere es denn anders mit der Wissenschaft? Auch sie hat ein Ausmass das es dem Einzelnen unmoeglich macht alles von Menschen erkannte selbst zu begreifen. Es ist ein Punkt an dem eine Zweideutigkeit betreffs der Bedeutung des Wortes "Wissen" ans Licht tritt, naemlich in wie weit der Ausdruck "Wissen" sich auf das eigene Erleben bezieht als unterschieden von der begrifflichen Darstellung. * * * * *

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