20030228.00
Mein Urteil ueber die Welt, ueber das politische
Geschehen in ihr, ist eine Projektion, eine Darstellung,
eine Vorstellung meiner eigenen Seele. Bin ich mit der Welt
unzufrieden, so ist dies der Fall, weil ich mich in ihrem
Spiegel nicht wiederzufinden vermag; und mich demgemaess als
verloren und vereinsamt empfinde. Ich sehne mich nach einer
Welt welche ich zu begreifen vermag, und in welche ich mich
einfuehlen kann. Der Konflikt zwischen den Menschen ist
Ausdruck nicht boesen Willens, ist auch nicht unbedingt
Folge der Konkurrenz, sondern entspringt der
Unterschiedlichkeit der Persoenlichkeiten: und diese
Unterschiedlichkeit laesst sich nicht ausmerzen, denn sie
ist eingeboren.
Es sind also zwei Quellen des Streites zu erkennen:
Erstens der Wettbewerb um beschraenktes Gut; Zweites die
Verschiedenheit der Persoenlichkeiten und der entsprechenden
Weltvorstellungen. Im weiteren Sinne ist dann aber auch der
Streit welcher sich aus Persoenlichkeitsunterschieden
ergibt, ein Konkurrenzstreit: denn es geht um das Hoechste
aller Gueter, und um das Umfassendste Gut, um die
Weltordnung selbst; also um das Goettliche. So sind doch die
Streitigkeiten welche sich nicht um den Besitz von Weibern -
der Trojanische Krieg, oder ums den Besitz von anderen
Guetern dreht, im tiefsten Sinne Religionskriege. Und
Religionskriege sind auch in tieferem Sinne Kriege um den
Besitz, nicht von diesem oder jenem Flecken Erde, sondern um
die Gestaltung einer Vorstellungswelt in welchen der
kriegerische Mensch zuhause ist: in welcher er sich geborgen
fuehlt. Die Friedensbewegung ist erfolgreich insofern es
ihr gelingt den Menschen ein anderes Selbstbewusstein zu
vermitteln. Und doch ist es wohl am Ende das Leben selbst,
Verletzung, Krankheit und Tod, welche die Menschen umstimmen
und zu Anhaengern des Friedens machen.
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