20030301.00
Wie anpassungsfaehig, wie wendig ist nicht die
Menschheit. Der Drang sich zu verstelbststaendigen
verleitet den Menschen zu der Annahme, dass es anders waere:
dass es einen eindeutigen, unveraenderlichen, ewigen Rahmen
fuer seit Betragen gaebe, in welchem er sich bewegen, in
welchem er zu leben vermoechte, auf den er sich verlassen
koennte, einen ewigen Rahmen in welchem er sein seelisches
Zuhause haette; ein unsichtbares Himmelreich das schon auf
Erden verwirklicht ist.
Wie wenig dies der Fall ist, ergibt sich, wenn nicht
schon anderweitig, aus der Literatur, aus dem Studium der
Geschichten der Dichtung, der Wissenschaft, und des Denkens
ueber das Denken, der Philosophie; das uns so vieles
offenbart das uns fremd, fast unverstaendlich erscheint.
Zwar bewirkt der Vorgang (Prozess) der Erziehung eine
erklaerliche und lobenswerte Demut, welche die
Uebereinstimmung der Teile mit dem Ganzen voraussetzt, und
welche die anscheinende Unvereinbarkeit der Teile mit
einander und mit dem Ganzen der Unzulaenglichkeit des
eigenen unreifen Verstaendnisses ankreidet. Oder gar mit
dem Bestehen einer ewigen goettlichen Ordnung; mit dem
Wirken eines ewigen allmaechtigen allwissenden Gottes,
welche ueber allem Zusammenhangslosen und Widerspruechlichen
waltet und es durch sein Walten in eine allumfassende
Harmonie einfuegt. Wenn dies aber der Fall waere, so waere
die Frage der Theodizee in einer neuen Weise
heraufbeschworen. Dann wuerde jener Herrscher ueber
Unvollkommenheit, ueber Verschiedenheit, Vielfaeltigkeit und
Veraenderlichkeit; und wuerde somit sein eigenes Bestehen
unbestaendig machen, und sich selbst, im Geiste der
Dialektik, widerrufen.
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