20030304.00
Unter den Nachteilen der Demokratie ist nicht nur die
Tatsache, dass die vom Volk erwaehlten Vertreter einen
Durchschnitt darstellen der weit geringer ist, als das
Beste, was der Menschen an Geistigem zu erreichen vermag,
sondern auch, - und beide Tatsachen sind mit einander
verbunden, - dass die Einrichtung der Demokratie die
Beziehung des Einzelnen zur Gesamtheit entstellt. Die
Demokratie betruegt den Einzelnen mit der Versicherung, dass
sein sich Beteiligen am Gemeinwohl fuer dessen Qualitaet
einen Unterschied mache. Es verspricht dem Waehler eine
Verwirklichung in der Gesellschaft, wenn er sich fuer diese
einsetzt. Der Vergleich mit dem Kapitalismus ist
aufklaerend (illuminating). Denn der Kapitalismus
behauptet, dass der Mensch dadurch, dass er seine eigenen
Interessen verfolgt, zum Wohl der Gesamtheit beitraegt; und
dass dieses Wohl tatsaechlich nicht anders zu erreichen ist,
als dadurch, dass sich ein jeder seinen eigenen Interessen
widme. Auch dies ist ein Missverstaendnis, ein Irrtum.
Die Tatsachen sind: dass der Einzelene es ja garnicht
weiss, was fuer die Gesamtheit das Beste ist. Er weiss ja
nicht einmal was fuer ihn selber das Beste ist. Er handelt
aus einem Selbsterhaltungstrieb, aus Angst vor der
Verletzung, aus Angst vor dem Tode. Insofern die
Gesellschaft ihm Herberge, Schutz und Heimat bietet, deckt
sich das persoenliche Interesse mit dem allgemeinen.
Insofern die Gesellschaft aber den Einzelnen bedroht,
trennen sich die Interessen, bis sie zuweilen sogar
einanders zu widersprechen scheinen. Aber ohne Gesellschaft
ist das Leben unmoeglich. Duenkt ihn die Gesellschaft
uebermaessig bedrohlich dann ersetzt der Einzelne erst in
seinen Vorstellungen, dann in seinem bestreben, in seinen
Vorstellungen die feindselige Gesellschaft mit einer
foerdernden. Dann gilt es dem Einzelnen sich so schnell wie
moeglich eine neue Gesellschaft zu erwerben; denn
Gesellschaft irgendeiner Art braucht er in jedem Falle.
* * * * *
Zurueck : Back
Weiter : Next
Index 2003
Website Index
Copyright 2005, Ernst Jochen Meyer