20030306.00
In Anbetracht der Behauptung, das Wissen des Menschen
sei dadurch erklaerbar, dass nicht nur der Koerper, sondern
auch der Geist des Menschen ausserhalb oder jenseits seines
Bewusstseins, sich den Dingen und Umstaenden seiner Umgebung
anpasst, also tatsaechlich durch die Welt verwandelt wird,
und dass dementsprechend seine Erkenntnis als eine
praestabilierten Harmonie zwischen Ich und Welt, zwischen
Subjekt und Objekt erklaert werden muss; in Anbetracht
dieser Behauptung ist zu erwaegen, wie weit sich dieser
Vorgang ausdehnt, ob es nur die gegenstaendlichen Erlebnisse
sind die der Mensch durch Anpassung zu erkennen lernt, oder
ob es auch die Schemen mittels derer er sich die Gestalt
seiner Welt erklaert auf Anpassung zurueckzufuehren sind;
spezifisch ob die Erlebnisse von Zeit und Raum gleichfalls
zu erklaeren sind dadurch, dass Zeit und Raum irgendwie
jenseits des Menschengeistes bestehen, und dass sie dadurch
erkannt werden, dass sie auf des Menschen Geist einwirkten
und diesen umgestalteten.
Was die Zeit anbelangt, so sind es die Beharrlichkeit
und das Schwinden des Bewusstseinsinhalts welche uns die
Zeit bezeugen. Was den Raum anbelangt, so ist es die
fuehlbare Ausdehnung unseres Koerpers welche uns den Raum
bezeugt. Weder im einen Falle noch im anderen ist zu
schliessen, dass der Gegenstand auf den Traeger wirkt; Die
Zeit verursacht weder die Beharrlichkeit noch die
Vergesslichkeit; und der Raum bedingt das Ausmass des
Koerpers ohne es zu verursachen. Die Zeit, wie sie
ausserhalb und unabhaengig vom Menschen existiert,
entspricht der Zeit wie der Einzelne sie erlebt.
Gleichfalls entspricht der gegenstaendliche Raum den der
Mensch zu vermessen vermag, dem anschaulich erlebten Ausmass
seines Koerpers.
Es gibt Erkenntnisse, oder jedenfalls Erkenntnisweisen
welche wenngleich in beschraenktem Masse, die Erstreckung
unseres Erkenntnisvermoegens in eine jenseitige Wirklichkeit
andeuten; wie das Erlebnen von Zeit und Raum; wobei die
Tatsache das die Wahrnehmung als Erleben bezeichnet werden
muss, auf zwei Schlussfolgerungen weist: Erstens, dass der
erkennende Geist vom Erkannten gestaltet wurde; und
zweitens, dass der erkennende Geist unvermeidlich das
Erkannte in groesserem oder minderem Masse verhuellt.
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