20030402.00
20020402.00
Je schwaecher das Individuum, umso staerker ist sein
Verlass (reliance) auf, seine Abhaengigkeit von und seine
Bindung an die verkoerperte Gesellschaft, Staat oder Volk,
der er angehoert, mit welcher er sich identifiziert. Je
staerker das Individuum, desto schwaecher ist seine Bindung
an den Staat. und der verinnerlichte Gott steht trotzend
dem Staate gegenueber. Die Staerke Jesu aber liegt in
seiner Beziehung zu Gott und diese Beziehung zu Gott
entspricht Jesus Unabhaengigkeit von der Gesellschaft.
Diese Staerke ist ausgedrueckt und verbildlicht in der
Aussage dass er der Sohn Gottes sei: und erst als solcher
ist er von der Gesellschaft voellig unabhaengig. Jesus als
Gottessohn ist das denkbar staerkste Individuum.
Vergleichbar auch der von seinem Daimon beherrschte und
seinem Daimon gehorchende Sokrates.
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Das Individuum bedarf der Feindseligkeit um sich gegen
andere zu schuetzen; um in der Konkurrenz mit anderen zu
bestehen. So bedarf auch der Staat der Feindseligkeit oder
des Krieges um sich gegen andere Staaten zu wehren: um seine
Integritaet anderen Staaten gegenueber zu behaupten.
Der Staat besteht in der kollektiven Vorstellung der an
ihm Beteiligten; und weil diese Beteiligten der
Feindseligkeit beduerfen meinen sie dem Staate gebuehre
Feindseligkeit vergleichbar mit der Feindseligkeit welche
sie selbst als Individuen unentbehrlich empfinden.
Die Tatsache, dass die Feindseligkeit im Wirken der
Christen eine so grosse Rolle spielt, laesst sich vielleicht
dadurch erklaeren, dass die von ihnen verlangte
Friedfertigkeit in einem sehr tiefen Sinne unnatuerlich ist;
dass die erzwungene Friedfertigkeit die Feindseligkeit in
unnatuerlicher Weise unterdrueckt; und dass die
unterdrueckte Feindseligkeit dann umso ungebaendigter und
ungestuemer hervorbricht.
Das Verhaeltnis, die Stellung, die Einstellung der
Menschen zum Staat, zum Krieg und Frieden wird von Angst
getrieben; Angst immer um die eigene Gesundheit, um das
eigene Leben, um das eigene Wohlsein, um die Integritaet,
Ganzheit des eigenen Koerpers. Denn der Mensch erfaehrt
alles Leben, alles Wohlsein und alle Zerstoerung nur an sich
selber. Alles erlebte ist auf den eigenen Koerper auf den
eigenen Geist bezogen. Des Menschen Verhaeltnis zu seinen
Mitmenschen als Einzelne und als Gemeinschaft; alles
Mitgefuehl, Sympathie; stets ein Entwurf, eine Projektion
der eigenen Existenz.
Die Gesellschaftsordnungen, die Familie, Sippschaft,
Dorf, Stadt, Land und Nation, und heutzutage auch die
uebernationale Zusammenarbeit, sind letztlich zum Schutze
und Wohlsein des Individuums notwendig. Die grossen
Probleme der Sozialisierung des Lebens, der
Vergesellschaftung der Menschen, der Widersatz von
Individualismus und Sozialismus, von Kapitalismus und
Kommunismus reflektieren, widerspiegeln die Problematik des
Ausgleichs von individullen und gemeinschaftlcihen
Interessen: und dies trotz der Tatsache, dass am Ende alle
sogenannten gemeinschaftlichen Interessen lediglich am
Vorteil und am Wohl des Individuums gemessen werden.
Die Weisen in welchen das Wohl des Einzelnen durch die
Gesellschaft gegruendet und befoerdert werden, sind
vielfaeltig; sie sind wirtschaftlich, politisch geistig und
seelisch, - und muessen (anderenortes) in Einzelheiten
eroertert und untersucht werden.
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