20050522.00

     Es wird mir schwer, mich von den Flandersschen Dokumenten
die ich im Internet entdeckte, abzuwenden.  Ich bin erstaunt wie
unterschiedlich beim zweiten Lesen, ich diese Texte auslege, Das
urspruenglich ablehnende Urteil betreffs Courant's Aussagen
scheint mir nicht mehr berechtigt.  Die Wandlung meiner Ansicht
muss unvermeidlich die Frage aufwerfen, ob ich denn ueberhaupt
faehig bin zu urteilen, und inwiefern ein Urteil ueberhaupt
moeglich, geschweige denn verlaesslich sein moechte.

     Ins besondere, scheinen mir nun Courant's Aussagen, was
Flanders betrifft, grosszuegig und wahrhaftig.  Die Frage um
Flanders mathematische Kompetenz bekam die Antwort die ihr
gebuehrte.  Dass Counrant Flanders Unabkoemmlichkeit bei der
Entwicklung neuer Kernwaffen so hoch anschlug, ist vielleicht
Courant's Grosszuegigkeit, vielleicht seinem Humor, seinem Sinn
fuer Ironie zuzuschreiben.  Ich vermute, dass Courant im Stillen
die Ueberzeugung hegte, dass die mathematische Uebersicht welche
Flanders versorgen sollte, ueberfluessig, unpassend, ein
Missverstaendnis war: dass die Behoerden unwissentlich eine
Charade einfaedelten, welche ihrer Unkenntnis anzurechnen war;
dass Flanders der geeignetste Mathematiker fuer sie war, weil sie
ueberhaupt keines Mathematikers bedurften.

     Diese Ueberlegungen weisen mich nun zurueck auf meine,
vielmehr auf Courants Ausgangsfrage: What is Mathematics?  Ob
vielleicht die Gegebenheiten, will sagen, die "Entdeckungen" in
der Mathematik eine gewisse gesellschaftsbedingte Aehnlichkeit
z.B. mit den Diagnosen der Mediziner haben. Ob der Hilbertsche
Raum, um nur ein Beispiel anzufuehren, in irgendeiner Hinsicht
vergleichbar sein moechte mit, sagen wir, der Basedowschen
Krankheit; jedenfalls insofern als beide "Entdeckungen" oder
"Erfindungen" ihrem Author zur Ehre gereichen sollen, benannt
sind um den Entdecker, bezw. Erfinder zu ehren.  Wobei die
Bestaetigung dadurch geschieht, dass die besagten Beschreibungen
ueberzeugend sind, dass man sie ernst nimmt, dass man an sie
glaubt.

     Ueberzeugung aber bedarf nicht nur des Ueberzeugers sondern
auch der Ueberzeugten...  Daran haengt der gesellschaftliche
Nexus.

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