20050613.00

     Gestern abend ein GBYSO Konzert in Jordan Hall.  Das
Repertory Orchestra brachte Schoenbergs Orchester Verarbeitung
einer Bach Toccata und Fuge.  Die Abwandlung der Bachschen Musik
versetzte mich in Verwunderung.  Wie ist es moeglich, fragte ich
mich, dass in Schoenberg's Gemuet diese ausserordentliche Musik
einen Widerhall hat, so voellig unterschieden von dem, der mich
beseeligt?  Moechte diese Diskrepanz darauf hin deuten, dass es
eine schluessige Deutung dieses oder irgendeines anderen
Musikstueckes ueberhaupt nicht gibt?

     Das Senior Orchestra spielte eine Fantasia von Tippett,
Zigeunerweisen von Sarasate, und eine Passacaglia von Webern.
Auf diese laute und mir so fremd-klingende Musik, folgte
Beethovens Siebte Symphonie, mit ungewohnter Dynamik und
unerwartetem Tempo. Das Schicksalhafte dieser Musik, so schien
es mir, war verloren gegangen. Ich vermochte es nicht
wahrzunehmen, so sehr ich mich auch anstrengte.  Ist es
moeglich, dass dem Gemuet, welches von Tippetts und Sarasates
Musik umgestaltet ist, hernach die Symphonie von Beethoven
anders klingt als zuvor?

     Die Musik machte mir keine Freude. Auch was ich liebte war
mir nicht erbaulich. Im Konzertsaal herrsche eine schwuele Hitze.
Zeitweilig bereute ich, ich ueberhaupt erschienen zu sein. Doch
heute morgen, beim Abschied nehmen, - die Sued-Amerika Reises
stand ihm bevor, - wurde mir klar, dass das Besteigen von Agony
Ridge ja auch kein ungetruebtes Vergnuegen darstellt; dass das
Zusammensein, das gemeinsame Erleben eines Konzertes, ins
Besondere, einer Auffuehrung an welcher die Kinder Teil nehmen,
mit dem Zusammensein, mit der Gemeinschaft die sich aus einer
Reise oder aus einer Wanderung ergibt, durchaus vergleichbar sein
moechte.

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