20050629.01
Ich komme zu dem Beschluss, dass Schopenhauer recht hatte,
als er sich fuer den bedeutendsten Philosophen seiner Epoche
ausgab. Die Frage die sich mir stellt ist nicht nur in welchem
Sinne er es war, sondern auch weshalb er nicht als solcher
anerkannt wurde.
Schopenhauers Groesse als Denker besteht darin, dass er
Kants Kopernikanische Wendung mit einer Folgerichtigkeit wie kein
anderer implementiert hat. Die Schwaeche seiner Ausfuehrung
ruehrt daher, dass die Transzendentalitaet, welche er zu
beschreiben beansprucht, ihrem Wesen nach, der Beschreibung
wiedersteht, eben weil. . . sie transzendental ist. Das
Erlebnis, die Erkenntnis der Transzendenz in gegebenen Umstaenden
kann immer nur durch indirekte, mittelbare Diktion hervorgerufen,
provoziert, bewirkt, werden. In dieser Hinsicht hat auch
Schopenhauer versagt; aber dass er das Unmoegliche
bewerkstelligte war denn doch nicht zu erwarten.
Der Schmaechtigkeit des Ruhms den er erntete, laesst sich
grossen Masses auf seinen Stil zurueckfuehren. Sein Ausdruck war
zu klar, zu verstaendlich, zu eindeutig, als dass seine Schriften
dem akademischen Betrieb zum Diskussionsrohstoff haetten dienen
koennen. Er stellte keine Raetsel, die man diskutieren konnte,
keine Geheimnisse, keine Verwirrungen, ueber die man Vorlesungen
halten konnte, wie man sie ueber Kants und Hegels Schriften
hielt. Darum uebersah man ihn.
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