20051201.00
Persoenlichkeit und Lebenslauf
Persoenlichkeit und Lebenslauf bezeichnen Schnittstellen
zwischen Innen und Aussen. Persona is bekanntlich im
Lateinischen die Maske des Schauspielers. Schon in alten
Zeiten fand das Maskenhafte des Auftritts eines Menschen in
der Sprache seinen Ausdruck. Person ist demgemaess
zweifellos Vorstellung, wenngleich eine Vorstellung die sich
nur muehevoll bestimmen laesst, ein bewegliches Bild welches
sich am Ende nicht feststellen laesst, ein fluessiger
Begriff, veraenderlich von einem Betrachter zum naechsten;
und veraenderlich von einem Augenblick, von einem Moment zum
anderen, in der Vorstellung dessen der die Maske anschaut,
der sie traegt, oder der zur Maske wird.
Das fluessige Bild der Person muss im praktischen Umgang
der Menschen miteinander befestigt werden, ein Vorgang
vergleichbar mit dem Verfahren des Photographen, der eine
Szene auf Film, oder in einem elektronischen Speicher
bewahrt; und somit ein Bild befestigt, welches den
veraenderlichen Fluss des Geschehens zwar in die Erinnerung
zurueckruft, ihn anderweitig wiederzugeben aber unfaehig ist.
Veraenderlichkeit laesst sich durch keine Befestigung
begreifen. Denn Veraenderlichkeit wird ipso facto durch die
Befestigung zerstoert. Paradox dass die Veraenderlichkeit
als der Bereich in welchem die Wirklichkeit lebt und webt
ungreifbar ist; dass aber das feste unveraenderliche Bild den
Anspruch auf Wirklichkeit nicht aufrecht zu erhalten vermag.
Lebenslauf
Der Lebenslauf, im amerikanischen Universitaetsbetrieb
Curriculum Vitae genannt, ist wie die Persoenlichkeit, auch
Vorstellung, und ist letzten Endes nur in der papiernen
Chronik greifbar. Logisch zu Ende gefuehrt, wird er zur
Biographie; indessen die Biographie aber kein Ende hat,
sondern stufenweise bis in die kleinsten Einzelheiten
vorzudringen beansprucht. Bleibt aber dennoch Taeuschung.
Der Lebenslauf beginnt chronologisch mit der Geburt, und
wird mit jaehrlichen Geburtstagsfeiern bestaetigt, mit
Hochzeitsfeier und Jubilaeum, und endet mit der Beerdigung,
mit der Gedaechtnisfeier; und hat doch mit dem was der Mensch
tatsaechlich erlebte, kaum etwas zu tun, hat aber mit dem
Auftritt des Menschen in der Gesellschaft, alles zu tun.
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