20050218.01 Was ich im Laufe der Jahre gelernt habe, es ist erstaunlich wie lagsam des Lernen, wie viele Jahre, dass es tatsaechlich ein ganzes Leben oder fast ein ganzes Leben bedurfte, bis ich zu der Erkenntnis kam, dass die Veroeffentlichung des Geschriebenen zweideutig, nein, vieldeutig ist. Erstens, dass der Wert des Schreibens nicht darin besteht, dass das Geschriebene veroeffentlicht, gelesen, gepriesen wuerde. Gewiss, einen gewissen Wert hat die Veroeffentlichung und die Anerkennung, der Ruhm, der Reichtum der dem erfolgreichen Schriftsteller zukommt (zufaellt). Mag sein, dass alles andere nur saure Trauben sind. Aber ich glaub's nicht. Mir scheint das Niedergeschriebene die Vergegenstaendlichung des Ichs, der Seele, der Subjektivitaet. Und ich glaube diese Vergegenstaendlichung, diese Gelegenheit sich selbst zu betrachten, sich mit sich selbst zu unterhalten, mit sich selbst zu verkehren, (to commune with oneself) ist dem Menschen eine grosse Wohltat. Das Selbstgeschriebene also gibt dem Dasein des Einzelnen einen gewissen Rueckhalt, eine Struktur: aber nicht nur das eigens Geschriebene: das Geschriebene, die gelesene Schrift ueberhaupt bestaetigt dem Menschen seine Existenz, und in diese Fertigstellung seines Wesens bedingt die Heiligkeit der Schrift. * * * * *

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