20070823.00
Die Verwechslung und Vermischung von Tugend und
Erkenntnis, von Ethik und Epistemologie erstreckt sich weit
in die Vergangenheit, tatsaechlich (in fact) bis an den
Ursprung unserer geistigen Ueberlieferung. Neben der Lehre
des Sokrates, dass kein Mensch wissend Boeses tut, und dass
alles Boese aus Unwissen entspringt, laeuft die Oedipus
Legende dergemaess das Boese, der Vatermord und der Inzest
mit der Mutter aus purem Unwissen geschahen. Mir aber noch
eindrucksvoller, die Paradieseslegende dergemaess die
Suende zwar angeblich Ungehorsam, tatsaechlich aber das
Essen der verbotenen Frucht vom Baume der Erkenntnis. Und
was war dann die Erkenntnis: das Bewusstsein der Nacktheit,
das Bewusstsein der Subjektivitaet; das Wissen um die
Subjektivitaet.
(Man sagt Kleider machen Leute. Vielleicht. Gewiss
aber dass Kleidung die Persona bewirkt, die Maske der
Objektivitaet, dahinter die Gedanken und Gefuehle des
Einzelnen verschwinden. Letzten Endes ist Kleidung - alle
Kleidung - Gesellschaftsuniform.)
Moeglicherweise waere es dann die Subjektivitaet
welche den Menschen vom Tier unterscheiden sollte. Wie
uebrigens steht es mit der Subjektivitaet des Herrschers?
Die Beziehung der Geschlechtlichkeit in die
Suendhaftigkeit, ist, will mir scheinen, eine spaetere
Erfindung mit gesellschaftlicher Begruendung; aus
gesellschatflichen Beweggruenden. Dass das urspruengliche
Unrecht, das Boese der Wissensdrang gewesen sein sollte,
gibt viel zu denken.
Vom Gesichtspunkt der Griechen waere die Ethik eine
Anmerkung, Fussnote, zur Erkenntnis; vom Gesichtspunkt der
Hebraeer, waere die Erkenntnis eine Anmerkung zur Ethik.
Was aber wenn beide, Erkenntnis und Tugend sich als ein und
dasselbe entpuppten?
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