20080619.00 Eines der Hauptprobleme der Schriftstellerei ergibt sich aus der Aufgabe das innere subjective anschauliche und begriffliche Erleben nach aussen zu kehren und zu veroeffentlichen. Die Veroeffentlichung ist die Objektivierung des Subjektiven, ist das Nachaussenkehren des Inwendigen. Die Veroeffentlichung, im eigentlichen Sinne des Wortes, ist vom Schreiben unabtrennbar, selbst wenn diese Veroeffentlichung nur dem Verfasser zugute kommt; wenn nur er, und kein anderer es ist der das Geschriebene liest. Denn auch ihm steht es, wenn es geschrieben ist, als ein Aeusseres gegenueber. Die Veraeusserung des Inwendigen, die objektive Darstellung des innerlich Erschauten ist was mir dies (innere) Erleben ertraeglich macht, und was es, letzten Endes, in all seiner Schwere, mit all seinem Schmerz ueberhaupt erst ermoeglicht. In diesem Sinne deute ich auch das Kreuz, welches die Christen oft so gedankenlos zur Schau tragen. Auch das Kreuz ist die Veroeffentlichung des Inneren. Deshalb ist es den Menschen so offenbar angenehm, das Kreuz als Schmuckstueck auf der Brust zu tragen und auf jeder Kirchturmsspitze das Kreuz als Zeichen der Ueberwindung zu erblicken. Aus dieser Sachlage ergeben sich die wesentlichen Schwierigkeiten der Veroeffentlichung. Das nuechtern sachlich Beschriebene ist der Darstellung nicht wert. Die Darstellung des leidenschaftlich Erlebten ist Geschmacklosigkeit. Es ist die Kunst des Dichters, ob er Gedichte verfasst oder Romane, die Bruecke vom leidenschaftlich Erlebten zum sachlich Beschriebenen zu schlagen. * * * * *

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