20080618.00
Das Schreiben und das Geschriebene
Es ist erstaunlich, dass nach so vielen Jahren es mir
immernoch notwendig erscheinen sollte ueber das Schreiben
zur Klarheit zu kommen.
Das Gemuet des Kindes, des Schuelers, haftet an dem
Geschriebenen lediglich als an einem Gegenstand der
Anerkennung fordert welche zuweilen in Bewunderung,
zuweilen in Verlegenheit, und seltener in Aerger
umschlaegt. Von dem das uns aergert, wenden wir uns ab; was
wir nicht verstehen, vergessen wir bald. Das was uns
schmeichelt vergessen wir nie.
Doch indem ich aelter werde, sehe ich ein: Was ich
lese wird zu einem Teil meiner Welt, insofern jedenfalls
als es mir zu Vorstellung verschmilzt. Demgemaess ist es
mir moeglich, wenn ich lernen kann selber zu schreiben, in
dem Geschriebenen das ich selbst verfasse, meine eigene
Welt zu gestalten, und in dieser Welt zu leben; etwa wie
auf Nantucket in einem Haus das ich mir selber baute.
Und wie an dem Haus das ich mir baute, stets
Reparaturen, stets Verbesserungen, Korrekturen,
Erweiterungen sich als notwendig erweisen, so auch an dem
was ich geschrieben habe. Ich bin nicht Pilatus. Statt
des Waschbeckens bediene ich mich des Radiergummis. (cf
Matthaeus 27:24; Johannes 19:22) Vielleicht geht beides am
Ende auf dasselbe hinaus.
* * * * *
Zurueck - Back
Weiter - Next
2008 Index
Website Index
Copyright 2008, Ernst Jochen Meyer