20080625.00
Kierkegaards Feststellung, der Mensch sei ein
Verhaeltnis das sich zu sich selbst verhaelt, habe ich seit
Jahren schon als quasi mathematische Rekursion betrachtet.
Das Denken welches stets im Bewusstsein fusst und von ihm
ausgeht, ist eine recursive, eine sich selbst aufrufende
Prozedur, insofern naemlich als jeder Gedankenausflug wie
weit auch immer er die Welt durchstreift in Bewusstsein
muendet, und dass taetige Bewusstsein, immer wieder
sozusagen sich selbst aufruft.
Aehnlich ist die Darstellung oder Erzaehlung der
Vergangenheit zu deuten, - und da alles Erzaehlte ein
Vergangenes ist, so gilt dieser Satz fuer alle Darstellung,
fuer alle Erzaehlung. Alle Beschreibungen, alle
Erzaehlungen gehen aus vom Bewusstsein, und loesen sich, so
sie verstanden sind, in Bewusstsein auf. Zwischen dem
Ausgang vom Bewusstsein und der Rueckkehr zum Bewusstsein
liegt eine traumhafte, mythenartige Landschaft, aus welcher
ich von dem Anlauf sie zu begreifen, sofort geweckt und ins
augenblickliche Bewusstsein zurueckgerufen oder
zurueckgestossen werde.
In Betreff auf die Zukunft ist, wenn irgend, der
Rekursivzyklus ein noch kuerzerer. Die Zukunft ist mir
verschlossenen in noch buendigerer Weise als die
Vergangenheit, welche nebst Erinnerungen eine Fuelle von
Monumenten hinterlassen hat, an denen sich die Erinnerung
und die Phantasie entzuenden moegen. Hingegen ist die
Zukunft tabula rasa die mir wirklich wird lediglich aus dem
Bewusstsein der unaufhaltbaren Bewegung hin zu einem
Bevorstehenden, das mir ewig unerreichbar bleibt.
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