19970101.01

     Auch das "Philosophieren", und vielleicht vor allem dies,
muss als gesellschaftsbedingte Taetigkeit verstanden werden.  Man
darf, wenn man zu "philosophieren" sich unterfaengt nicht auf die
Bestaetigung oder Zustimmung einer Leserschaft setzen.  Zuweilen
wird das Geschriebene besonders insofern es bestehende Urteile
bestaetigt, gelobt und gefeiert, wird unkritisch akzeptiert.
Insofern aber das Geschriebene neue An- Ein- oder Aussichten
darbietet, wird ihm vorerst einmal Ablehnung, moeglicherweise
sehr heftige Ablehnung begegnen.  Sehr vieles das sinnvoll ist,
und bedeutend werden koennte, wird diese Ablehnung nicht
ueberdauern; das geringe Bruchteil des Neudargebotenen das uebrig
bleibt mag dann zuweilen den Kern neuen Denkens bilden, doch
keineswegs weil es gueltig ist, sondern weil es zufaellig
ueberblieben ist.  Auch Ungueltiges wird regelmaessig als
Wahrheit angeboten, indessen viel Gueltiges uebersehen wird.

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