19970102.02

     Man mag das Goettliche als die Projektion, als Entwurf des
Ich in die Welt bezeichnen. Mit eben derselben Logik kann man das
Ich als Schoepfung Gottes verstehen.  Der Unterschied ist, dass
im einen Falle, das Ich als das Gegebene, als das Primaere
erscheint, worauf der Schwerpunkt faellt; im anderen Falle erlebt
man das Goettliche, (ich deute es als die Projektion des Ichs in
die Welt,) als Ursache der dyadischen Beziehung.  Allenfalls ist
es offenbar, dass man so wenig vom Ich weiss wie vom Gott, oder
umgekehrt, dass man so viel vom Gott weiss wie vom Ich.

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     Das Ideal ist der Schnittpunkt von aussen und innen, von Ich
und Welt, von Subjekt und Objekt.  Bezeichnend fuer das Ideal
ist, dass es, im Gegensatz zum rein Subjektiven, mitteilbar ist;
dass wir ueber den Punkt und ueber die Linie zu einem
Einverstaendnis zu kommen vermoegen.  Dass wir aber ueber Gott
und ueber dass Ich zu keinem Einverstaendnis zu kommen vermoegen,
deutet darauf hin, dass Gott und Ich sich der Idealisierung
entziehen und etwas anderes als Ideale sind.

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     Die Semantik des Liebesbegriffes (eros, philia, agape) zeigt
an, wie das Erleben die Begriffe schafft welche es dann
vertreten; und wie abhaengig wir tatsaechlich von dieser
Begriffsvertretung werden, insofern die Begriffe hinfort unser
Erleben gestalten.

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     Die Gueltigkeit der Wissenschaft im allgemeinen, und der
Physik ins besondere, beruht auf der Verlaesslichkeit der
Beschreibungen, indem sie uns mitteilen, was wir unter gegebenen
Umstaenden zu erwarten haben, in der Zaehigkeit (Beharrlichkeit,
resiliency) der idealischen Begriffe welche sie uns dartun, und
in dem Ausmass, in welchem sie durch die Gemeinschaft der
Wissenschaftler, bezw. Physiker, unsere Produktivitaet, unsere
Macht ueber die Natur, durch die erhoehte Wirksamkeit des
gemeinsamen Wissens, steigert.

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