19970102.04

     Das Bewusstsein der Wahrheit, der Gerechtheit der Gedanken,
begleitet die gesammte geistige Taetigkeit des Einzelnen.  Es
stimmt natuerlich, dass man von bestimmten Begriffen, von
bestimmten Bildern sagt, sie seien unwahr.  Aber diese
Feststellung der Unwahrheit, genauer bedacht, ist selbst umso
wahrer, und bewirkt keineswegs eine Schwaechung der Wahrheit,
sondern dient im Gegenteil zu deren Befestigung.  Denn dadurch,
dass man etwas als unwahr erkennt oder erklaert, bewahrt man,
rettet man, die Wahrheit.

     So widersinnig es erscheinen mag, Wahrheit ist nicht ein
objektiver, sondern ein subjektiver Begriff.  Selbstverstaendlich
kann man von sachlicher, objektiver Wahrheit sprechen, und tut
dies sehr oft.  Aber das Urteil auch des objektiv Wahren muss ein
subjektives bleiben, wenn nur, weil der Anspruch der
Objektivitaet, ueber allen Raum und ueber alle Zeit erhaben
(gueltig) zu sein, ein viel zu hochgespannter ist.  Immer wieder
muss der Einzelne sich mit geringerem zufrieden geben.

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