19971029.00
Es ist eine fragwuerdige Sache, dasz auch die Probleme der
Ethik auf die Innen-Auszen Dialektik, auf den Widerspruch von
Innen und Auszen zurueckgefuehrt werden sollte. Dies ist denn
doch der Fall, nicht unbedingt weil sich spezifische ethische
Fragen aus dem Widerspruch ergeben; ob sie es tun, weisz ich
nicht, habe noch nicht weiter darueber nachgedacht. Vielmehr
dringt der Widerspruch auch in die Etrhik, weil er so umfassend
ist, dasz tatsaechlich (fast) das ganze geistige Erleben aufihn
zurueckgefuehrt, oder allenfalls mit ihm in Verbindung gebracht
werden kann.
Die Folge dieser Einsicht ist dann, dasz man es unterlaeszt
den Widerspruch aus der Ethik zu erklaeren, oder die Ethik aus
dem Widerspruch; sondern, dasz man den Widerspruch als gegebens,
quasi universelles Phaenomen betrachtet, das verstanden,
erklaert, erlaeutert, und in groeszenwahnsinniger Absicht,
geloest zu werden verlangt.
Vorerst aber ergeben sich zwei Untersuchungsgebiete, das der
Ethik einerseits, und andererseits das psychologisch-
philosophische; Gebiete die aneinander grenzen, und zu deren
Verstaendnis und Erklaerung die Grenze zwischen beiden wiederholt
ueberquert werden musz.
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Betreffs des Widerspruchs sollte bedacht werden, dasz dieser
eine begriffliche Erfindung ist; oder genauer, dasz dieser aus
des Menschen Versuch hervorgeht, sein Erleben zu begreifen; dasz
aber urspruenglich und grundsaetzluch die beiden Glieder des
Widerspruch, Leib und Seele, Auszen und Innen, im Erleben
ungetrennt erscheinen. Dasz dann die Unzulaenglichkei, die
Disharmonie, der Miszklang dieses Erlebens darauf hin deutet,
dasz etwas in Unordnung ist, dasz da etwas Unvollkommenes ist;
Wir versuchen dann mittels des Gespraechs, mittels der Sprache,
mittels der Dialektik, den Widerspruch aufzuloesen. Das will und
nicht gelingen; und doch gelingt es, insofern als der Gegenstand
der Aergernisz durch die begriffliche Erlaeuterung verwandelt
wird. Nunmehr stoszen wir uns nicht mehr and dem
widerspruchsvollen Erleben, denn das Denken hat den Widerspruch
in Begriffe verlegt und hat somit das Erleben vom Widerspruch
befreit, - solange jedenfalls wie der Widerspruch im Begriffe
lebendig bleibt.
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