19980208.00

     Mit der Geschichte steht es folgender Maszen.  Wenn man sein
Bewusztsein genauer beobachtet, so erkennt man, dasz die lebhafte
Vergenwaerigung der Welt immer nur eine sehr beschraenkte
Zeitspanne umfaszt; einen Augenblick, wie es die deutsche Sprache
mit so wunderbarer wundersamer Genauigkeit (Praezision)
ausdrueckt.  Der Augenblick dauert nur kurze Zeit.  Man vermag
sie zu messen, Er betraegt etwa ein fuenftel von einer Sekunde.

     Das Weltbild welches sich ein Mensch in einer fuenftel
Sekunde zusammenzustellen vermag ist aber ein sehr duerftiges.
Der Eindruck des Bildes ist einerseits zu beschraenkt,
andererseits zu vergaenglich (fleeting) um nachhaltig zu wirken.
Die nachhaltige Wirkung ersteht erst nach wiederholtem Blick auf
denselben Gegenstand. Das Gemuet (Gehirn) summiert eine Anzahl
von Blicken und synthetisiert aus ihnen ein Bild, eine
Vorstellung, welche momentan das Gemuet beherrscht um unmittelbar
danach von anderen Vorstellungen, durch andere Blicke
hervorgerufen, abgeloest zu werden.

     Selbstverstaendlich vermag das Gehirn auch in Abwesenheit
bildlicher Reize zu funktionieren, und tut es, im Dunkeln, bei
geschlossenen Augen, und besonders bei Patienten mit angeborener
Blindheit. Ich weisz es nicht, aber augenscheinlich (apparently)
ersetzen danns den visual input andere Reise vinb auszen, Gehoer
und Gefuehl, vor allem aber die inwenige Harmonie (Musik) der
Gedanken welche im dunkeln oder im Licht, in jedem Falle also,
das gegenwaertige, momentane Bewusztsein moduliert.

     Das Bewusztsein besteht nun in dem (erweiterten) Augenblick,
ohne dasz es moeglich waere die Grenzen des Jetzt genauer zu
bestimmen, dcenn eine solche Bestimmung koennte zustande kommen
nur durch innere inwendige Beobachtung. Dabei ist zu beachten,
dasz die Bestimmung der Grenbzen des Jetzt ja auch eine Handlun
ist welche ihre eigene Zeit, ihr eigenes Jetzt beansprucht und
besetzt.  Tatsache aber ist, - und dies lernen und bemerken wir
bei der Betrachtung des Bewusztseins, dasz sich dieses bestaendig
wandelt, dasz es flieszt. Jede Bestimmung dessen (zeitlicher)
Grenzen aber, jede Definition musz ein willkuerlicher (arbitrary)
Einschnitt in den Flusz des Erlebens sein, der uns kaum
ueberzeugt. Dasz Dahinflieszen der Gedanken und Vorstellungen und
Eindruecke ist das primaere Erleben. This we attempt to bottle
up, to capture, to define in fixed and definite objects, in
concepts and words and in works of art. Indeed much of our
intellectual activity  may be usefully construed als das Hin und
Her zwischen dem Fluessigen und dem Festen, das Ergreifen,
Festlegen und Bewahren des Erkenntnisstromes, der
Erklenntnisstroemung in Begriffen und Bildern, und wiederum die
Rueckwandlung dieser Bilder und Begriffe in Erleben.

     Ich bin mir in meinem Bewusztsein nicht nur des bestaendigen
Flieszens dieses Bewusztseins bewuszt; nicht nur der
Beschraenkung dieses Bewusztseins auf die Zukunft hin. Denn
Zukunft ist ein Ausdruck for the awareness of my consciousness of
its susceptinbility to and vulnerability to what is to come; of
its incompleteness, of of the unconditional dependency of my
experience on factors beyond my control. I note that present
consciousness leaves me with an illusuion of control. The sense
of the present is dominated by my awarenss of self. My sense of
future is the acknowledgement that this present is continually
(fortwaehrend) flowing into regions beyond my control, over which
I acquire a sense of ownership, of possession of subjektivity and
selfhood as it becomes the present.

     So mag die Zukunft verstanden sein als Erlebnis der
Instabilitaet und Unvollkommenheit des Ichs. Es ist wegen seiner
Hinfaelluigkeit, dasz das Ich ueberhaupt faehig ist sich zu
verwandeln und somit aufgeschlossen zu sein, fuer die Zukunft. Im
allgemeinen aber reden wir nicht viel ueber die Zukunft weil sie
uns verschlossen ist und weil wir nicht ahnen koennen, wie sie in
und auf und wirken wird.  Mein Zukunftssinn ist mein Bewusztsein,
fdasz mein Bewusztsein nicht bestaendig ist, dasz es sich
wandelts, dasz es nicht dauer hat, dasz es unbestaendig ist.a Die
Zukunft ist ein Entwurf, a projection, meines gegenwaertigen
Gemuetszustandes.

     Die Vergangenheit ist eine Rekapitulation meines jetzigen
Gemuetszustandes. Mit anderen Worten, ich vermag die
Vergangenheit nur durch die Gegenwart, in meinem gegenwaertigen
Gemuetszustande zu begreifen, ebenso wie ich dcie Zukunft nur in
meinem gegenwaertigen Gemuetszustande erwarten kann.  Im
Gegensatz, anders ist es mit der Vergangenheit. Mathematisch,
rechnerisch sind Vergangenheit und Zukunft streng vergleichbar.
Formell scheint kein Unterschioed zu bestehen zwischen gestern
und morgen.  zwischen dem letzten Jahr und dem Naechsten.

     Auf naivster, einfachster Stufe ist mein Erlebnis der
Vergangenheit die Perseveration , der Nachklang, das Echo, meines
jetzigen Gemuetszustanden.  Ein nicht uebermaeszig zuverlaesziges
Echo, ein nur schwacher Nachklang.  Dieser Nachklang aber ist mir
verstaendlich nur, in Bezug auf mein gegenwaertiges geistiges
Erleben, und so ich mich auf ihn besinne, so ich versuche den
nachklang ins gegenwartige Gedaechtnis  lebendig werden zu
lassen, gestaltet, belebt, und informiert er das gegenwaertige
Bewusztsein. Auf diesen Bewusztsein des Vergehens des
gegenwaertigen Moments, aus dem Bewusztsein des Dahinschwinden
der Gefuehle, Gedanken udn eindruecke, entsteht die Vermutung,
Supposition der Vergangenheit. Und diesen Raum der vergangenheit
welchen mein gegenwaertiges Bewusztsein schafft und immer aufs
neue schaft, welcher sich unvermeidlich aus meinem jetzigen
Bewusztsein ergibt, den benutze ich, this I expand and exploit,
mit allen Mitteln die mir zur Verfuefung stehen.

     Und was sind diese Mittel? Da sind zuerst und vor allem die
Monumente, die Gegenstaend, die Bauten, die Abbildungen, die mehr
oder weniger dauerhaften (permanent, enduring) Dinge welche mir
mein Erleben ins Gemuet zurueckruft. Zuerst will ich Bilder von
meinen eigenen Handlungen erwaehnen, wie ich dies oder jenes tat.
Bilder meiner Kindheit, welche sonst nur sehr truebe mir in
Erinnerung sind oder ueberhaupt nicht, Erinnerungen die
bestaerkt, berichtigt, wieder erweckt werden. So auch Bilder von
Menschen die mir nah waren. Bilder meiner Eltern, meiner
Groszeltern... Bilder von Laendern und Landschaften von Staedten
und von Haeusern die ich gesehen und bestaunt habe. All diese
Bilder sind mir jetzt zugegen, sind ein Teil meines
gegenwaertigen Erlebens, haben jedoch den Glanz und Duft der
Vergangenheit an sich; und werden von mir als solche in
besonderer Weise erlebt und gedeutet, naemlich als zur
vergangenheit gehoerend, als zu einem nicht wiederkommen
koennenden  Erleben gehoerend (pertaining to).

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