19980213.01
Es ist ueberaus ergiebig, das gesammte Wissen eines Menschen
als Koennen umzudeuten. Denn "etwas zu wissen," wie wir diesen
Ausdruck gemeiniglich benutzen, bedeutet das Gewuszte
erschoepfend begriffen zu haben, es sozusagen, im Geiste zu
besitzen, sich seiner bemaechtigt zu haven. Dies ist nun aber
bei naeherer Betrachtung ganz und garnicht der Fall. Die
Auffassung von einer Sache welche dem Menschen jeweils zukommt
ist alles andere als erschoepfend, Ist keineswegs ein ergreifen
der Sache an sich. Es wird in der Folge offenbar, wie viele
andere verschiedene Auffassungen moeglich sind, bis zu dem
unvermeidlichen Beschlusz, dasz man die Sache auch annaehernd
nicht begriffen hat; und dasz all unser Verstaendnis nicht mehr
ist als die Einfuegung in das Gedaechtnis von Abzuegen oder
Kopien der eindruecke von der Sache die wir jeweils erfuhren. Es
ist also nicht die Naehe, die Unmittelbarkeit der Sache die uns
der Genuegsamkeit unserer Erkenntnis ueberzeugt, sondern genau
das Gegenteil; es ist weil wir abgetrennt und entfernt , und
nunmehr unberuehrt, unbeeinfluszt von ehner Sache sind, dasz wir
uns die Einblidung sie zu beherrschen, zu besitzen oder zu
verstehen leisten koennen.
Dasz ich von der Sache weisz, bedeutet, dasz ich sie kenne,
dasz ich durch fruehere Begegnung mit ihr befaehigt bin amit ihr
umzugehen, sie auszubeuten, mich gegen sie zu schuetzen, oder
ganz allgemein, mich so zu ihr zu verhalten, wie es meinen
Umstaenden gebuehrt. Meine Erkenntnis von der Sache bezieht sich
also lediglich, aujsschlieszlich auf mich.
* * * * *
Zurueck : Back
Weiter : Next
1998 Index
Index