19980308.03

              Ueber die Bedeutung des Schriftstiles

     Man mag mit Nietzsche behaupten, dasz Inhalt und Stil
untrennbar sind.  Dasz der Stil des Textes seinen Inhalt
bestaetigt oder wiederlegt, wie dies denn der Fall sein mag.

     Nietzsche scheint insofern recht haben, als der Stil als
geistiges Bildnis  des Verfassers gelten musz, und demgemaesz ein
verworrener Stil auf einen verworrenen Denker deutet.

     Es ist aber auch moeglich, den Stil zu deuten als die
Kleidung in welcher der Gedanke auftritt; etwas eher
Aeuszerliches also, das die Wirklichkeit des Gedachten ehern
taeuschend verhuellt.  Vielleicht sollte man sich nicht nur, wie
Thoreau sagt, vor Veranstaltungen hueten, zu welchen neue Kleider
erforderlich sind, sondern auch vor Buechern, welche in
anspruchsvoller stilistische Aufmachung erscheinen.

     Jedenfalls sind Orthographie, Interpunktion, die Wahl der
Ausdruecke, in hohem Masze mittel um dem Leser den Weg zum Buche
zu ebnen, wobei zu fragen ist, ob das Lesen eines Buches welches
eines so ebenen, oder so geebneten Weges bedarf, ueberhaupt  der
Muehe wert ist.

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