19980309.00
Wenn ich ueber meine gegenwaertige Schreibbemuehungen
nachsinne, wenn ich bedenke, dasz ich mir kaum die Zeit nehme,
das was ich geschrieben habe zu ueberlesen, geschweige denn es zu
korrigieren und zu verbessern, - um ganz abzusehen von den
Moeglichkeiten, dasz es von jemand anderem gelesen wuerde, oder
gar als Buch veroeffentlicht, ja dann ersteht vor meinen Augen
das Bild des alten Cephalus, wie es Platon in den Eingangssaetzen
seines Staates malt, der seine schwindende Tage damit ausfuellt
den Goettern Opfern darzubringen. Eine schnoede Erklaerung
moechte es wahrhaben, er wolle in Angesicht seines Todes jede
Gelegenheit zu nutzen ihre Gunst zu erwerben.
Ich sehe es anders. Der Opfergang ist nur scheinbar ein Gang
in die aeuszere Welt, wie denn auch der Gott, dem das Opfer gilt
nur scheinbar auszerhalb dem Opfernden webt und waltet. Auch
dieser ist ein Weg nach innen, und sein Ziel laeszt sich von dem
Bewusztsein des Ich nicht unterscheiden.
Denn meine scheinbar sonst so sinnlos erscheinende
Taetigkeit kann ja auch, in sehr plausiblem Ton, als Opfergang
gedeutet werden, ins besondere da Gott schon seit Jahrhunderten
nicht mehr im Himmel, - in ouranois - thront, sondern in des
Menschen Herzen, im Inneren, so dasz die Besinnung auf sich
selbst, das Eingehen auf die eigenen Gedanken und Gefuehle, die
Meditation, die Selbstbesinnung, als der einzig moeglich
Opfergang unserer Kultur erscheint. Hinzu kommt, dasz
Kierkegaard dieses Insichgehen, dieses Subjektivwerden als den
Weg zum Christentum, als den Weg zur Heiligkeit, als den Weg der
Erloesung beschrieben hat.
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