19980415.01

     Es liegt eine tiefe Wahrheit in der Inkarnation, in der
Vermenschlichung Gottes.  Soll der Mensch den Gott begreifen, so
musz er ihn als seinesgleichen denken, weil er nur seinesgleichen
versteht, und nur zu seinesgleichen eine Beziehung gruenden kann.
Auch ist Gott tatsaechlich schon von Anfang als menschenaehnlich
erkannt worden.  Schon die Schoepfungsworte "Es werde" sind
Vermenschlichung und verlegen das sonst Unbegreifliche ins
Mythische.  Das bedeutsame an der Inkarnation ist nicht das
Menschwerden, sondern das unser gleich werden des Gottes, seine
Erniedrigung zu uns. Desgleichen wirkt die Erhoehung des Menschen
in - oder ueber seine Gesellschaft hinaus quasi als
Vergoettlichung, und der Herrscher erscheint wie ein Gott in
Folge seiner Macht.

     Aus anderer Perspektive ist die Vergoettlichung Ausgleich
fuer des Menschen Sterblichkeit, Begrenztheit und Schwaeche.
Gott ist alles das, was der Mensch zu sein begehrt aber nicht
sein kann.  Wenn dann also Christus sich zum Menschen und zum
Menschsein erniedrigt, so bedeutet das nicht nur, oder nicht
ausschlieszlich eine ausgleichende Erhoehung des Menschen; es
besagt auch das Herabsetzen seiner Gottesvorstellung.

     Die Kreuzigung ist die Verbildlichung der Ohnmacht Gottes.
Es bedeutet die Gleichschaltung Gottes mit dem Menschen.  It
means "cutting God down to size."  Und all die froemmelnde
Bestaunung des Menschwerden Gottes vermag an der entscheidenden
Tatsache der befriedigenden Entmachtung Gottes nichts zu aendern.

     Es war am Anfang das Bewusztsein des Menschen eigener
Ohnmacht welche ihm seine Vorstellung von Gott dem Allmaechtigen
eingab, (inspired him with the conception of God the almighty.
und es ist Macht worum sich das Verhaeltnis zum Gotte dreht.

     Was heiszt Macht? Macht heiszt Lebensfaehigkeit, heiszt
Freiheit von Sterben und Tod.

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