19980618.03
Die Erkenntnistheorie sollte erforschen in welcher Weise, in
welchen Grenzen, mein Wissen mich zu wirksamen Handlungen
befaehigt; wie mein Wisssen mit dem Wissen anderer Menschen im
Zusammenhang steht; und wie der Zusammenhang des Wissens die
Handlung ermoeglicht.
Das Rechnen ist das bedeutsamste Beispiel eines solchen
Wirkungszusammenhanges. Die Einheiten der Mathematik, die Zahl,
die Eins, Punkt, Linie und Flaeche, z.B., ob sie sonst in der
"Natur" existieren, oder in welcher Weise, sind Ausdruecke der
Eigenarten des Menschengeistes, der Beschaffenheit des
menschlichen Nervensystems. So etwa Punkt und Linie, die immer
wieder im Gesichtsfeld erscheinen, als Begleiterscheinungen des
Sehens an sich.
Ich bemerke mit einiger Verlegenheit, dasz ich beanspruche
die Gegebenheiten der Erkenntnis auf die Wesenheit des
Nervensystems zurueckzufuehren, entsprechend jenem stumpfem
Materialismus mit welchem unser Zeitalter sich ziert. Muessen
nicht Punkt und Linie, musz nicht der Erkenntnisvorgang ansich,
zum Bewusztsein kommen, eh man vom Nervensystem, was immer das
sein sollte, sich ueberhaupt einen Begriff zu machen vermag?
Welch eine Voreingenommenheit also, das Denken auf das
Nervensystem, das Sehen auf das Auge zurueckzufuehren? Musz
nicht das Auge selbst erst gesehen werden eh es erkannt wird?
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