19980626.03

     Bei der Gegenueberstellung vom Bewusztsein des Einzelnen mit
einem allgemeinen Konsens (common sense), darf nicht uebersehen
oder verkannt werden, in welch hohem Masze der sogenannte gesunde
Menschenverstand das Erleben des Einzelnen auch in der
aeuszersten Abgeschnittenheit von seinen Mitmenschen das
Bewusztsein des Einzelnen gestaltet und steuert.

     Es geht also keineswegs an, und es ist sinnlos, in Robinson
Crusoe aehnlicher Absicht, den Einzelnen von seinen Mitmenschen
abzusondern; um ihn dann auf das hin zu untersuchen, was in ihm
von diesen Menschen unabhaengig webt und strebt.  Denn in der
weitesten Abgeschnittenheit und Abgeschiedenheit traegt er mit
der Sprache, und nicht nur mit ihr, das Bewusztsein der
Zugehoerigkeit und der Unabtrennbarkeit vom allgemein
Menschlichen.

     Will man den Menschen in seiner Einzigartigkeit und
Abgeschiedenheit aufsuchen, so musz man diesen Versuch
bewerkstelligen in einer Weise aehnlich der in welcher man strebt
die Wirklichkeit auszer ihm zu ergreifen. Tatsaechlich ist die
innere Wirklichkeit des Einzelnen nicht weniger unergruendlich
als die vermeintliche aeuszere Wirklichkeit der Welt. Das absolut
Subjektive ist nicht weniger unerreichbar als das absolut
Objektive.

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