19980828.00
Was heiszt Erleben? Wie ueberzeugend ist nicht die
Begriffslandschaft die der Geist sich schafft. Fast ist es uns
unmoeglich, oder vielleicht ist es uns am Ende doch unmoeglich
Erfundes von Gegebenem zu unterscheiden. Was aber ist uns
gegeben? Was haben wir, was besitzen wir, was empfangen wir ohne
dasz wir es selbst erfaenden? Was heiszt Leben? Es frommt
nichts, es geht nicht, daruf zurueck zu greifen, der Versuch sich
auf Gegebenes zu verlassen wird am Ende auch versagen. Auch
taugt es weniger, das Erlebte aus dem Gedaechtnis
heraufzubeschwoeren (to dredge up) als es von Stunde zu Stunde
und von Tag zu Tag pflicht- und zielbewuszt aufzusuchen. sich
ihm zu stellen, wo und wie es sich anbietet; um es in Worten, in
Bildern, in Toenen nachzuahmen, und sich durch Worte, Bilder und
Toene empfaenglicher und empfindlicher fuer das Leben zu machen.
Die Wahrheit ist, dasz es auf uns zukommt, ob von Auszen oder von
Innen, wer moechte das beurteilen? Ist es nicht gerade
bezeichnend fuer das Leben, dasz in ihm Auszen und Innen
verschmolzen, (noch) ungetrennt, sind? Ist es nicht die Quelle
welcher unser Denken entspringt und an der es sich immer und
immer wieder erneuern musz?
Man moechte, scheint mir, die gesammte geistige Taetigkeit
als ein fortwaehrendes Hinweisen auf diese Quelle deuten.
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