19980830.00
Wir taeuschen uns, wenn wir vorgeben unter einer
demokratischen Regierung zu leben. Tatsaechlich leben wir in
einer Buerokratie. Es ist Mode die Buerokratie zu kritisieren,
oder zumindest sie zu belaecheln.
Regierung musz sein, und Buerokratie ist bei weitem nicht
die uebelste, vielleicht sogar die beste Regierungsform; und dies
weil sie innerlich beschraenkt ist. Die Buerokraten, wie immer
sie sich auch gebaerden, sind alles anderes als absolute
Herrscher, denn sie selbst sind den Gesetzen, Bestimmungen,
Regeln unterworfen welche sie zur Geltung bringen: insofern sind
sie anders als der selbstherrliche Richter; onder insofern sie
selbstherrlich sind, sind sie nicht mehr Beamte sondern Richter.
Dies ist auch umgekehrt so, denn insofern er nicht
selbstherrliche ist, insofern er Gesetzen unterworfen ist, wird
auch der Richter zu Beamten.
Die Sprache ist verwirrend. Besteht ein Unterschied zwischen
Autarchie und Autokratie? Demokratie heiszt doch nicht, dasz das
Volk regiert. Demokratie heiszt, dasz die gueltige, die
urspruengliche Macht dem Volk gehoert; dem Volk als gesamtem
nicht als vereinzeilten Individuen. (In der Wahl verschmilzt der
Einzelne mit den vielen.) PP. Demokratie ist in jenem Masze
naturbedingt, als der Herrscher nur zu herrschen vermag, indem er
Untertanen hat. Der Herrscher bedarf der Untertanen. Die
Notwendigkeit der Existenz des Volkes fuer den Herrscher steht
auszer Frage. Unterschiedlich ist nur ob die Existenz des Volkes
vom Geiste des Herrschers gesteuert und gesichert wird oder aus
eigenem Geiste. Und hierbei ist zu bedenken, dasz der Geist des
Volkes keineswegs der Geist des Einzelnen ist; der Einzelne ist
von dem Volke dem er angehoert zu unterscheiden. weswegen unter
anderen Platon, Kiekegaard und Nietzsche die Demokratie verkannt
haben.
In dieser Ablehnung der Demokratie, in der Feindschaft gegen
die Offene Gesellschaft (Popper) ist ein Erkennen der Erhabenheit
des Einzelnen und seines Geistes ueber die Gesellschaft der er
angehoert inbegriffen. Der Einzelne waehnt sich als ein
Auserwaehlter in der Gesellschaft, und in diesem Sinne duenkt er
sich dem Koenig, dem Oberhaupt verwandt. (vgl. die Paradoxie des
Gottes als den Verachtetsten. Schon Jesaja hat die
Gesellschaftsantinomie erfaszt.)
Conversely - umgekehrt, laeuft die Demokratisierung, die
Verallgemeinerung des Geistes auf die Nivellierung, auf die
Gleichschaltung des Einzelnen mit dem Volke hinaus, und somit auf
die Aufloesung seiner Einzelartigkeit. Der Mensch der ein
Einzelner sein will, - etwas besonderes -, der sich vom Volke
auszeichnen will, vermag dies nur auf zwei Weisen, indem er
entweder hoeher als das Volk oder niedriger wird.
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